eine kleine Betrachtung über einen zerbrechlichen Gegenstand |
Ferner noch Fragmente mit Fersenmarken, die sich zum Teil einem Hersteller zuordnen lassen. So konnte z. B. der Pfeifenbäcker Phillip Finsler aus Mannheim durch den Stempel HPV identifiziert werden, ein anderer Stempel deutet auf einen Pfeifenmacher aus Frankenthal hin.
Köln gehört mit zu den ältesten Pfeifenherstellerorten in Deutschland, allerdings ist dies bis heute nur archivarisch belegt, eine Werkstatt konnte noch nicht gefunden werden. 1989 erwarb das Stadmuseum Köln eine Tonpfeifensammlung, ca. 200 Köpfe und Stiele alles in allem. "Der Besitzer gab an, sie seien alle zusammen in einem kleinen Ofen gefunden worden. Diese Aussage wird durch die Beobachtung unterstützt, dass zahlreiche Tonpfeifen mit zu hoher Temperatur gebrannt wurden und möglicherweise zu einem Brand gehören. Die Pfeifenköpfe sind doppelkonisch oder trichterförmig und in die Zeit um 1680 zu datieren. Aufgrund der Kopfformen und Dekore lassen sich zehn Gruppen bilden. Marken kommen nicht vor, aber Pfeifen der Gruppen II, IV und IX tragen die Initialen "M.P." am Pfeifenkopf. Bisher ist es nicht möglich, diese Initialen einem der namentlich bekannten Kölner Pfeifenbäcker zuzuweisen. Die Pfeifen erfuhren nach dem Ausformen nur eine flüchtige Bearbeitung, obwohl sie mit den international verbreiteten Modellen um 1680 vergleichbar sind. Unterschieden werden 24 Modelle. Dies setzt eine entsprechende Anzahl von Pfeifenformen in der vermutlich recht großen Werkstatt des Pfeifenbäckers voraus." Anmerkung 7
Wohlan, laßt uns zusammen einen kleinen Streifzug durch
die deutschen Regionen und Herstellungsorte unternehmen.
Beginnen wir im Westerwald, der zum Bundesland Rheinland-Pfalz
gehört. Begrenzt wird diese Landschaft, die zum rechtsrheinischen
Schiefergebirge gehört, im Westen mit dem Rhein, nach Norden
zu durch die Sieg, im Osten bilden die Dill und im Westen die
Lahn die natürlichen Grenzen.
Die Pfeifenbäcker des Westerwaldes
"Der Westerwald ist ein hohes Gebirge zwischen Rhein, Lahn und Sieg, worauf man nichts als Himmel, Pfützen und große Steine sieht." (W. H. Riehl)
Die Geschichte der Tonpfeifenherstellung im Westerwald ist
sehr eng mit dem Töpferhandwerk verknüpft und dies
wiederum, oder gerade deswegen, mit einem Landstrich dem die
Leute den Namen "Kannenbäckerland" gegeben haben.
Das Kannenbäckerland ist ein Landstrich im vorderen, unteren
Westerwald, eine Hochfläche zwischen der Lahnmündung
und dem Neuwiederbecken. Der Name "Kannenbäckerland"
taucht erst recht spät als eigenständiger Name für
dieses Gebiet auf: in einem Gutachten aus Nassau, das wegen dem
Raubbau am Holz erstellt wurde, ist der Name im Jahr 1783 bzw.
1796 zum ersten Male nachgewiesen.
Schon seit Alters her wurde in diesem Land das Töpferhandwerk
betrieben, erste Nachrichten davon stammen aus dem frühen
13. Jahrhundert, es wurden die Gemeinden Eschelbach, Horressen
und Bannberscheid genannt. Diese drei Gemeinden mussten als Lehngabe
dem Erzstift Trier 600 bzw. 300 Schüsseln liefern. Ermöglicht
wurde die Töpferei durch den Abbau des reichlich vorhandenen
Tones, der zudem noch von sehr guter Qualität war, aus ihm
wurden die berühmten und weithin gehandelte Grau-Blauen
Renaissancegefäße des Kannenbäckerlandes gefertigt.
Die Arbeiter die den Ton abbauten führten ein hartes
und karges Leben. Wir lesen:
"Die Tongräber arbeiteten in Kälte, Feuchtigkeit
und bei großer körperlicher Anstrengung. Neben Rheumatismus
und häufiger Lungentuberkulose herrschte eine gewisse Gewöhnung
an den Alkohol. "Ein Tongräber konsumiert täglich
1/4 bis 1 Liter Schnaps"." Und ein gefährliches
Leben noch dazu: "Man hatte die alten Glockenschächte
verfüllt. Dazu wurde meist pflanzlicher Abfall benutzt.
Wenn unter Tage ein solches 'Nest' - im Volksmund 'ahle Mann'
genannt - angestochen wurde, konnte es wegen der Fäulnisgase
zu verheerenden Explosionen kommen. Neben der Unfallgefahr waren
die Tongräber der besonders schlechten Luft in den Glockenschächten
und Stollen ausgesetzt - trotz der schleppend eingeführten
Bewetterungen." Anmerkung 8
Die Töpfer, auch "Euler" genannt organisierten
sich in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts in einer
Zunft und stellten im Jahre 1643 eine für alle Töpferbetriebe
verbindliche Zunftordnung auf. Es gab zwar noch ein paar Streitereien
und diversen Unklarheiten (Konfessions- und Landesgrenzen) aber
mit dem Ende des 30jährigen Krieges war die Zunft gefestigt.
Als dann das Rauchen und damit die Tonpfeifen populär wurden,
begannen vereinzelte Töpferbetriebe nebenbei auch noch Tonpfeifen
herzustellen, zuerst kopierten sie die holländischen Pfeifenformen
und Dekors, später dann entwickelten sie eigene Verzierungsmotive.
Die Westerwälder Pfeifenbäcker schlossen sich in den
Jahren 1775 bis 77 in einer eigenen Zunft zusammen, davor waren
sie ja noch Teil der Töpferzunft und versuchten so ihre
wirtschaftlichen Interessen gemeinsam zu vertreten. Das Handwerk
der Pfeifenbäcker war nicht gerade auf Rosen gebettet, es
war ein Armutsgewerbe. Holz zum Brennen war teuer, der Ton ebenfalls
nicht billig und der Händler, der die fertigen Pfeifen in
den Handel brachte, wollte ebenfalls klingende Münze sehen,
vermutlich war er es, der den Rahm abschöpfte. Außerdem
war der Wettbewerb sehr groß, einheimische Pfeifenmanufakturen
gab es in großer Anzahl, dazu kamen dann noch die Holländer,
auch sie brachten ihre gute Ware ins Land. Nur derjenige, der
Geld genug hatte sich teure Formen für die Pfeifenherstellung
zu kaufen und der immer wieder neue Formen und Verzierungen der
Köpfe auf den Markt brachte, konnte es zu etwas bringen.
Oftmals war die Pfeifenherstellung auch ein Nebenerwerb. Es wird
berichtet, dass zur Erntezeit keine oder nur wenige Tonpfeifen
hergestellt wurden, weil da die Arbeiter auf den Feldern waren
und die Ernte einbrachten. Im Winter, wenn die Saisonarbeiter
(Maurer, Maler, Pflasterer z.B.) zu Hause waren, stieg dagegen
die Produktion wieder an.
Der Rhein war der wichtigste Verkehrsweg, mit dem die Pfeifenhersteller
ihre Ware in den Handel bringen konnten. Auf Lastkähnen
wurden die Pfeifen zur Nordsee, nach Hamburg oder Bremen transportiert
und gingen von dort weiter in die Länder mit denen die Kaufleute
Handel trieben. Als gegen 1800 die Holländer ihre Zölle
drastisch anhoben und in Frankreich die Wirren der Revolution
für größte Unruhe sorgten, kam der Fernhandel
ins stocken.
Die Westerwälder machten aber aus dieser Not eine Tugend
und konzentrierten sich mehr auf den Handel mit Süddeutschland,
der Schweiz (dort scheint es nach den momentanen Erkenntnissen
keine eigene Tonpfeifenproduktion gegeben haben), Österreich
und Norditalien.
"Erst ab 1850 setzte wieder ein reger Absatz über Hamburg
ein, wobei nur ein geringer Anteil an Tonpfeifen in der Stadt
selbst blieb. Wichtiger war der Export nach Übersee, den
Hamburger Exporthäuser abwickelten. Als Vermittler zwischen
ihnen und den Pfeifenfabriken im Westerwald arbeiteten Handelsagenturen
wie die Gebr. Thomae. Wie die erhaltenen 280 Aufträge der
Gebr. Thomae an die Pfeifenfabrik W. Klauer in Baumbach aus den
Jahren 1880 bis 1887 zeigen, erfüllte die Agentur auch die
Funktion des Marktbeobachters und gab dem Pfeifenhersteller wichtige
Anregungen für neue Pfeifenmodelle oder Hinweise auf das
Verhalten der einheimischen Konkurrenz." Anmerkung 9
Die wohl bekanntesten Pfeifenbäckerorte waren Grenzhausen und Hilgert. Die Gemeinde Hilgert führt sogar zwei Tonpfeifen in ihrem Wappen, allerdings erst seit dem Jahre 1987. In der Wappenbeschreibung wird das Wappen erklärt:
"Schild von eingeschweifter
silberner Spitz, darin ein über zwei schräggekreuzten
blauen Tonpfeifen stehender blauer Krug, gespalten; vorne in
Gold vier rote Schrägbalken, belegt mit einem blauen nach
links schreitenden Pfau, hinten in Blau
ein goldener Löwe, begleitet von sieben goldenen Schindeln."
Bild 5, Wappen Hilgert
Hilgert, der Name deutet mit seiner Endung "-ert, -roth
und rod" auf eine Rodung hin, das heißt, das Dorf
kann bzw. hat seinen Ursprung im 9. bis hin zum 14. Jahrhundert
und ist als Siedlungsflächen durch Rodung eines Waldstückes
entstanden. Erstmals urkundlich erwähnt wird Hilgert im
Jahre 1340:
"als Heymart von der Linden, Klosterbruder zu Laach, der
den Vetter des Lupreicht von Hilgert erschlagen hatte, eine Rente
für ein ewiges Licht in der Kirche zu Alsbach bestellen
sollte. Es scheint, daß es sich hier um einen Angehörigen
eines früh erloschenen Ortsadels handelt." Anmerkung
10
"Hilgert hatte 1664 13 Häuser; davon stand eins leer. 1734 zählte man im Ortsteil Faulbach 35 Untertanen, sieben Witwen und einen Beisaß in 37 Häusern. Darunter in Hilgert allein 22 Kannenbäcker, einen Pfeifenmacher, einige Fuhrleute, zwei Schuhmacher, einen Rotgerber und einen Zimmermann." Anmerkung 10
Ursprünglich wurden die Tonpfeifen zuerst in Köln angefertigt, Händler aus dieser Stadt brachten irgendwann im 17. Jahrhundert Pfeifenformen in den Westerwald und ließen von Stund an in dieser Gegend arbeiten. Vornehmlich, ich habe es schon angedeutet, im Nebenerwerb der Kleinbauern die auf einen zusätzlichen Verdienst dringend angewiesen waren. Nicht umsonst nannte W.H. Riehl den Westerwald: Das "Land der armen Leute".
In Höhr sind die ersten Pfeifenbäcker 1708, in Grenzhausen 1722 nachgewiesen. In Hilgert gab es im Jahre 1737 erst einen Pfeifenmacher, etwas mehr als 100 Jahre später, 1875, bereits 38 und im Jahre 1894 waren es 42 Pfeifenmacher, die zusammen 140 Menschen beschäftigten. Von da an ging die Zahl der Betriebe und Beschäftigten zurück, die Übermacht der Bruyeré-Pfeifen war zu groß geworden. Heute gibt es nur noch zwei Betriebe, welche Tonpfeifen anfertigen.
Die Westerwälder Erzeugnisse wurden weithin gehandelt.
So fand sich in Schleswig-Holstein eine Tonpfeife, deren Stieltext
den Hilgerter Pfeifenbäcker Johannes Radermacher (geboren
1745, gestorben 1802) als Hersteller auswies.
Eine weitverzweigte Pfeifenbäckerfamilie waren die Dorn´s
aus Grenzhausen, Jacob Heinrich Dorn, Peter Dorn, Johannes Dorn
und die Gebrüder Dorn ( Peter, Johannes und Johannes Heinrich).
Viele Tonpfeifen tragen in ihrem Stiel die Aufschrift "Peter
Dorni", lassen sich aber wegen der verzweigten Verwandtschaft
nicht eindeutig zuweisen. Neben den Peter Dorni Pfeifen gibt
es noch andere mit der Aufschrift "Peter Dorzi" und
"Willhelm Dorni", es hat den Anschein als würde
es sich hier um Plagiate handeln mit denen in- oder ausländische
Pfeifenhersteller an dem guten Verkauf der Dorni-Pfeifen Anteil
haben wollten.
In Ahaus (Nordrhein-Westfalen) konnten neben vielen Pfeifen aus
den Niederlanden ebenfalls einige (5) Dorni Pfeifen gefunden
werden.
Archäologische Ausgrabungen auf der Feste Oberhaus in Passau
erbrachten den stattlichen Fundkomplex von 1466 Tonpfeifenfragmenten,
die aus der Zeit von 1630 oder 1640 bis 1680 stammten. Sie sind
ohne Marken und von mäßiger Qualität und deuten
auf frühe deutsche Pfeifenherstellung hin. Pfeifen aus dem
18. Jahrhundert können an Hand der Markierungen Manufakturen
in den Niederlanden und dem Westerwals zugewiesen werden.
Eigenartigerweise befinden sich unter diesen Tonpfeifen keine
Exemplare des seit 1716 archivarisch belegten einheimischen Pfeifenbäckers
Johann Stiegler, er fertigte bis 1738 seine Pfeifen. Andere Hersteller
in Passau waren Johan Geissler (1723 bis 1777) und Johann Kollmann
(1777 bis vermutlich 1800). Aber auch von ihnen gab es keinen
Nachweis auf der Festung. Die Wohnhäuser dieser Passauer
Pfeifenbäcker sind bekannt, aber auch dort wurden keine
Pfeifen gefunden, dies ist recht eigenartig und ungewöhnlich.
Auffällig bei den Funden aus der Feste Oberhaus ist auch
der relativ hohe Anteil von grünglasierten Tonpfeifen, die
aus dem 17. Jahrhundert stammten.
Und weil wir gerade in Bayern sind, wollen wir noch einen Sprung
nach Aschaffenburg machen.
Bei archäologischen Ausgrabungen auf dem Gelände der
"Alten Dechantei" wurden Kellerräume, Latrinen
und ein Brunnen freigelegt. Die Latrine wurde offenbar nur für
den Abfall eines recht großen, möglicherweise mehrtägigen,
barocken Festes angelegt, benützt und dann sofort wieder
verfüllt. Hier und in Kellerräumen fanden sich zahlreiche
weggeworfene Gegenstände, darunter auch 270 Tonpfeifenfragmente.
Datiert werden kann der Fund um das Jahr 1740. Die Pfeifen sind
im Aussehen (Kopfform, Größe und Qualität) einander
recht ähnlich. Die Köpfe tragen das Goudaer Markenzeichen,
als Fersenmarken sind die "46" mit und ohne Krone,
die Marke "Schlüssel", sowie "BBW" und
das "Pfeilebündel" eingestempelt. Alles Marken
die von Pfeifen aus Gouda bekannt sind. Die Pfeifenstiele tragen
die Aufschrift "Gouda" aber bei vielen ist dieser Schriftzug
in deutscher Schreibweise als "Gauda" eingebracht worden.
Dies deutet darauf hin, dass es sich bei diesen Pfeifen um Plagiate
niederländischer Pfeifen handelt. Möglicherweise liegen
die Herstellungsorte dieser Pfeifen im Westerwald.
Von Hessen nach Norddeutschland
In Hessen ist Großalmerode eine der wichtigsten Produktionsorte
für Töpferwaren und Tonpfeifen. Das hatte darin seinen
Grund, dass in der Gegend reiche Tonvorkommen zu finden sind,
die bis zum heutigen Tage abgebaut werden.
Im 18. Jahrhundert soll Großalmerode keinen besonders erfreulichen
Anblick abgegeben haben, die ungepflasterten Wege und Bäche
die quer durch den Ort flossen, waren ziemlich hinderlich. Wir
lesen in der Ortschronik:
"Ganz anders als heute zeigte sich der Ort im 18. Jh...,
...sie flossen ohne jede brückung durch Großalmerode.
Die Wagen fuhren durchs Wasser, die Menschen trippelten über
Bohlen oder ins Flußbett geworfene große Steine."
Anmerkung 11
Wie einfach und genügsam die Bewohner von Großalmerode
lebten erzählt uns ebenfalls die Chronik: "Die Räume
in den fast durchgehend kleinen Häusern waren auffällig
niedrig und hatten getünchte Wände, die einfachen Räume
legte man nur in Kalkfarbe an. Die Decken waren geweißt.
Die Fußböden bestanden oft aus Lehm-, Steinplatten
oder Ziegelsteinen, manchmal fand man sie gediehlt. Sie und die
Treppen im Hause wurden allgemein mit Sand bestreut. Die Fenster
bestanden aus kleinen, runden Scheiben in Bleirahmen. Das Feuer
war nur mit Hilfe von Stahl, Stein, Schwamm und Fidibus zu gewinnen.
Im Kachelofen brannte man Holz oder Braunkohle, im Winter kochten
viele auch in der Wohnstube und manche schliefen nicht selten
darin. Der Küchenherd war bloß ein gemauerter Aufsatz,
in dem als Feuerstelle sich eine Erhöhung mit Rost angebracht
fand. Die Töpfe stellte man um das offen brennende Klibbernfeuer.
Über dem Herde nahm der weite Rauchfang für den Schornstein
den Rauch auf. Einfache Möbel standen im Zimmer. Im Federbett
lag als Grundlage der Strohsack. Himmelbetten sah man oft. Nirgends
fehlte das Spinnrad, bei zahlreichen Leinwebern auch natürlich
nicht der Webstuhl. Kienspan, Talglicht oder Oellampe mit offen
brennender Flamme lieferten im Winter das dürftige Licht.
Irdene Gefäße, eiserne Messer und Gabeln bildeten
das Eßgeschirr, es gab auch hölzerne Löffel und
Näpfe." Anmerkung 11
Im letzten Haus des Eisenberger Weges wohnte seit 1762 der
aus Herborn nach Großalmerode gezogene Pfeifenmachergeselle
Andreas Knecht, er wurde der Stammvater der Knecht Familie, ihre
Pfeifen fanden eine weite Verbreitung, sie wurden in Soest und
im Ostharz gefunden.
In der letzten Hälfte des 18. Jahrhunderts sind in diesem
Ort 21 Tabakspfeifenmacher tätig. Einer von ihnen war Christian
Casselmann. Um seinen Namen weiter zu verfolgen, machen wir nun
einen kleinen Abstecher ins niedersächsische Hann.-Münden.
1995 wurden in einem alten Fachwerkhaus in Hannoversch-Münden
zahlreiche Tonpfeifenfragmente, Schamotteplatten, die als Brennofenreste
interpretiert werden können, und ungebrannter weißer
Ton gefunden.
"Die Analyse der Funde, häufig mit der Stielaufschrift
"CHR CSM MUNDEN" versehen, und archivarische Nachforschungen
belegen, daß es sich um die Pfeifenbäckerei des Christian
Casselmann aus dem zur Landgrafschaft Hessen-Kassel gehörenden
Großalmerode handelt, der 1772 in dem kurfürstlichen-hannoverischen
Hann. Münden eine zweite Werkstatt eröffnen wollte
und 1774 in das Haus Jüdenstraße 6 zog. Die große
Zahl der Tonpfeifenfragmente und die Tonreste, die aufgrund mineralogischer
Analysen als das zur Produktion verwendete Rohmaterial identifiziert
werden konnten, belegen die Produktion in diesem Haus, auch wenn
ein Brennofen nicht mehr archäologisch festgestellt werden
konnte. Christian Casselmann gab die Pfeifenbäckerei in
Hann. Münden bereits 1776 wieder auf, so daß sich
für die zumeist mit der Marke "Springendes Pferd"
bzw. "Niedersachsenroß" gezeichnete Pfeifen eine
sehr exakte Datierung ergibt, die für die Interpretation
von Fundstücken an anderen Orten von größter
Bedeutung ist." Anmerkung 12
Ebenfalls in der Jüdenstrasse von Hannoversch Münden
wurden bei archäologischen Ausgrabungen Keller und Abfallgruben
(Kloaken) gefunden die zahlreiches Fundmaterial bargen, darunter
in einer Kloake auch eine Anzahl von Tonpfeifenfragmenten. Ob
es da einen Zusammenhang mit der Casselmannschen Tonpfeifenproduktion
gibt kann ich aber nicht sagen.
Ebenfalls bei archäologischen Ausgrabungen wurden in
Soest/Westfalen am Burgtheaterplatz 560 Tonpfeifenfragmente geborgen,
darunter waren 121 verzierte Stücke. Frühe Exemplare
aus dem 17. Jahrhundert werden vermutlich aus den Niederlanden
eingeführt worden sein. Bei Fragmenten aus dem 18. Jahrhundert
kann auf Grund der Marken (W. IP, HD9) eine mögliche Herkunft
aus dem Westerwald angenommen werden. Bei Fragmenten mit einem
Stieltext konnte der Name Andreas Knecht identifiziert werden,
ein Pfeifenbäcker aus Großalmerode. Dieser Name ist
uns schon weiter oben bei den Pfeifenfunden aus dem Harz begegnet.
Es muss mit Nordhessen einen regen Handel gegeben haben, gefundene
Keramikreste deuten ebenfalls darauf hin. Obwohl die Bevölkerung
von Soest mit deutschen Pfeifenprodukten ausreichend versorgt
war, stand ihnen dennoch ein reichhaltiges Angebot niederländischer
Ware (von de Jong und van der Velde) zur Verfügung. Das
ist, so finde ich, für eine Kleinstadt des 18. Jahrhunderts
doch recht beachtlich.
Und wenn wir uns gerade in Soest befinden sei an den Dichter
Johann Jacob Christoffel von Grimmelshausens erinnert und an
sein Buch "Abentheurlicher Simplicissimus Teutsch".
Er nennt seinen Helden und Erzähler Simplicissimus in 28
Kapiteln seines Romans den "Jäger von Soest" und
erzählt seine Lebensgeschichte.
Grimmelshausen schrieb auch den bekannten und immer wieder gern
zitierten Satz:
"Teils saufen sie den Tabak, andere fressen ihn, und von
etlichen wird er geschnupft,
also dass mich wundert, warum ich keinen gefunden, der ihn auch
in die Ohren steckt."
"Satyrischen Pilgram" 1667
Über die Pfeifenbäcker von Herborn und Umgebung ist sehr wenig bekannt. Im frühen 18. Jahrhundert begannen die ersten Pfeifenmacher ihr Handwerk auszuüben. Herborner Pfeifen wurden bis nach Braunschweig verkauft. Die Zunftordnung der Hafner, die aus dem Jahre 1712 stammte, wurde 1725 erneuert und auf das Pfeifenbäckerhandwerk ausgedehnt. Im Laufe der Jahre kam es immer wieder zu Reibereien zwischen der Zunft in Herborn und den im Umland ansässigen ländlichen Betrieben. So wurde z.B. der Zuzug neuer Meister in die Stadt Herborn erschwert und teilweise durch strenge Auflagen stark behindert, ein berufliches Weiterkommen war so beinahe unmöglich. Möglicherweise war dies mit ein Grund, warum Andreas Knecht nach Großalmerode übersiedelte.
1816 wurde von Conrad Bernhard Meyer und G. Kannegiesser in Aurich eine Tonpfeifenfabrik gegründet. Bereits zwei jahre später sollen dort 40 Personen beschäftigt gewesen sein, die pro Jahr 12.000 Gros (1.728.000 Stück) Pfeifen herstellten. Tonpfeifen die in Aurich gefunden wurden, zeigen die eiförmige Kopfform, die für diese Zeit typisch war. Die Herstellermarken sind zum Teil nicht bekannt, es wird jedoch vermutet, dass die Pfeifen nach Holland exportiert wurden und daher Goudaer Marken trugen. Die Firma mußte sich 1839 den Druck der Konkurrenz beugen und stellte ihre Produktion ein.
Am Deich westlich von Uelvesbüll in Nordfriesland wurde 1994 ein Schiffswrack gefunden und von den Archäologen ausgegraben. Unter den Fundstücken befanden sich auch 4 Tonpfeifen. Eine Besonderheit war das Auffinden eines hölzernen Futterals auf dem noch die Initialen des Besitzers und die Aufschrift: "Ao16" erkennbar ist.
Tonpfeifenfragmente, datierbar in die Mitte des 17. Jahrhunderts, die bei Ausgrabungen in Hamburg-Harburg gemacht wurden, stammen teils aus niederländischen, teils aus deutschen Betrieben. Als Herkunftsorte dieser Fragmente konnten erstmals Bremen sowie Celle, Hildesheim, Großalmerode und Walbeck identifiziert werden.
Tonpfeifenreste, die als Lesefunde bei der Schleuse von Saase
gemacht wurden, verweisen auf Uslar, Altona und wieder auf Walbeck.
Bei diesen Lesefunden handelt es sich im übrigen um Abfall
der aus Hamburger Haushalten stammt und dort deponiert wurde,
zu datieren vermutlich ins späte 18. Jahrhundert.
"Beide Fundkomplexe belegen den starken Absatz von Tonpfeifen
aus Südniedersachsen nach Norddeutschland, wo Tonpfeifen
anderer Gebiete (Sachsen, Westerwald) weitgehend fehlen."
Anmerkung 13
Bei den schon im zweiten Teil erwähnten Tonpfeifenfunden aus dem Sielbauabraum in Hamburg fehlt zwar der unmittelbare archäologische Kontext weil sie nicht aus einem geschlossenen Fund stammen, sie sind aber dennoch wertvolle Zeugen. Unter den 1050 Tonpfeifenköpfe und ca. 3000 Stielfragmenten stammt das älteste Exemplar aus dem Jahren um 1625, die jüngsten Funde aus der Zeit um 1750 bis 1760. Darunter befinden sich auch die Fragmente einiger sogenannter "Vivat-Pfeifen" Auf dem Kopf ist eine szenische Darstellung eines Tieres zu sehen und die Unterschrift "Vivat Hamburg" oder "Vivat Braunschweig et Luneburg". Bei einer Pfeife auf der beidseitig ein springendes Pferd mit einer Krone dargestellt ist, stand das Herstellungsdatum 1703 darunter eingefügt. Das springende Pferd verweist auf eine niedersächsische Pfeifenmanufaktur, möglicherweise auf Hannoversch-Münden
Bleiben wir noch für einen Moment in Hamburg. Tonpfeifenfunde
aus Altona belegen den Namen des herstellenden Pfeifenbäckers,
es waren dies:
"Johann Jacob Hoffkamp, der 1777 mit der Produktion in Altona
begann, und andere Stiele nennen den Herstellungsort. Daher können
nun einige andere, nicht bezeichnete Fragmente durch den Vergleich
mit den
bezeichneten Stücken aufgrund der typischen Dekoration als
Altonaer Produkte identifiziert werden" Anmerkung 14
Auf Feldern in der Nähe von Petershagen-Windheim in Nordrhein-Westfalen
konnten bei Begehungen über 1100 Tonpfeifenfragmente geborgen
werden. Diese Fragmente sind zum größten Teil ins
18. Jahrhundert datierbar und überliefern uns ebenfalls
die Namen ihrer Hersteller: Johann Friedrich Iser in Hildesheim,
Johann Thomas Erdmann in Holzminden und Elias Noll in Wahmbeck.
Einige der Pfeifen wurden möglicherweise im Westerwald gefertigt.
Überhaupt scheinen die Felder immer wieder große Mengen
an Tonpfeifenfunden freizugeben. Machen wir einen kleinen Abstecher
nach Bayern, auf Felder in Erding. Im Laufe von über 20
Jahren konnte dort ein Heimatforscher an die 4000 Tonpfeifenfragmente
aufsammeln. Die Mehrzahl dieser Trümmerstücke lässt
sich ins mittlere und späte 17. Jahrhundert datieren. Die
Herkunft dieser meist sehr grob und unsauber gearbeiteten Pfeifenreste
ist noch unklar und bedarf weiterer Forschungen.
Es gibt im übrigen viele Erklärungen wie Tonpfeifenreste
auf die Felder von Erding und Petershagen gelangen konnten. Eine
Möglichkeit ist diejenige, dass sie dem Besitzer bei der
Feldarbeit kaputt gingen und gleich an Ort und Stelle entsorgt
wurden. Eine andere Möglichkeit ist, dass kaputte Pfeifen
mit dem Mist (die natürliche Mülldeponie früherer
Zeiten) auf die Felder gelangten.
Das auf den Feldern von Erding einstmals eine große Schlacht
stattfand und die Pfeifenreste von Soldaten, die dort fochten,
stammen würde, ist unwahrscheinlich, denn die Geschichte
würde davon zu berichten wissen. Erding wurde zwar im Dreißigjährigen
Krieg von den Schweden und Franzosen verwüstet, dies geht
aber nicht mit der Datierung der Funde konform.
Das in Harburg schon sehr früh, um 1600 wie schriftliche
Quellen berichten, Tabak geraucht wurde, wundert nicht, lag bzw.
liegt diese Stadt doch vor den Toren Hamburgs, einer der ältesten
und wichtigsten Hafenstädte Deutschlands. Gegen 1630 war
das Rauchen auch im weiten Umkreis um Hamburg und Harburg bekannt
und wurde fleißig ausgeübt. Analysen des Tonpfeifenfundgutes
haben gezeigt, dass die Raucher in den größeren Städten
meistens mit Ware aus den Niederlanden versorgt wurden, die ländlichen
Gebiete (kleine Dörfer und Flecken) bevorzugten dagegen
einheimische Erzeugnisse vornehmlich aus Niedersachsen und Hessen.
Einer der Lieferanten war der Pfeifenbäcker Casselmann aus
Großalmerode, später dann in Hann.-Münden tätig.
Siehe auch weiter oben.
Manchmal sind es besondere Umstände, die einen Fundkomplex
in ein besonderes Licht stellen. In Harburg wurden in der Schloßstrasse
Tonpfeifenfragmente gefunden, die in die Mitte des 18. Jahrhunderts
zu datieren sind, es konnten weder ältere noch jüngere
Pfeifen gefunden werden. Möglicherweise hängt diese
zeitliche Einschränkung mit einer in der nähe gelegenen
Gastwirtschaft zusammen, die ebenfalls nur kurze Zeit existierte.
Ebenfalls nach Harburg führt
uns eine Pfeife, die in Bullenhausen Kreis Harburg gefunden wurde.
Sie zeigt ein Freimaurer Motiv und da in Harburg eine Freimaurerloge
existierte, besteht die vage Möglichkeit, dass diese Pfeife
einem der Mitglieder gehörte. Gleiche oder ähnliche
Produkte gab es in den Niederlanden und im Westerwald. Wer die
Pfeife nun aber fertigte, kann nicht ermittelt werden.
Bild 11, Tonpfeife mit Freimaurersymbol
In Schleswig-Holstein war das Rauchen ebenfalls seit dem Dreißigjährigen
Krieg bekannt. Laut Unterlagen der Hafenbehörde in Tönning
wurde Tabak dort seit etwa 1627 eingeführt, für Glückstadt
und Itzehoe sind die Jahreszahlen ab 1634 bzw. 1636 bekannt.
In Glückstadt gab es ab 1641 eine Pfeifenproduktion die
durch englische Einwanderer gegründet wurde, sie erlosch
aber gegen Mitte der 1650 Jahre. Erst 1776 etablierte sich in
Altona wieder eine Pfeifenbäckerei, sodass in den dazwischen
liegenden Jahrzehnten der Pfeifenmarkt von Schleswig-Holstein
durch niederländische und hessische Pfeifenhersteller versorgt
werden musste. In Itzehoe wurde 1814 von J. Göbel eine Pfeifenfabrik
gegründet, die Produktion wurde aber bereits 1869 wieder
eingestellt.
Die in Tönning gefundenen Tonpfeifen sind fast alle holländischer
Herkunft, genauer gesagt aus Gouda. Einige Fragmente tragen bekannte
Marken wie "Lamm unter dem Baum", "König
David mit Schwert und Haupt" und die schon oftmals erwähnte
"Schlange". Außerdem werden auf Grund der Stieltexte
noch die Herstellungsorte Itzehoe, Uslar und Wahmbeck genannt.
Die Tonpfeifenfunde aus dem untergegangenen Dorf Maes bei
Maasholm lassen ebenfalls gewisse Erkenntnisse über die
Rauchgewohnheiten der ländlichen Bevölkerung zu und
geben nebenbei noch eine ziemlich gesicherte Datierung des Dorfes
an. Die bei Tauchexpeditionen gemachten Tonpfeifenfunde, es sind
an die 347 Stück die im Mündungsgebiet der Schlei gefunden
wurden, sind in etwa gleich mit der Besiedlungsdauer des Dorfes
das 1701 aufgegeben wurde. Die schriftliche Überlieferung
datiert das Dorf auf das Jahr 1640, die Tonpfeifenfunde dagegen
reichen bis 1625 zurück. Das Ende des Dorfes im Jahre 1701
ist Anhand der Tonpfeifenfunde nicht so genau festzulegen weil
auch noch Funde aus dem 18. Jahrhundert vorhanden sind. Anzumerken
sei jedoch, dass es sich hier nicht um einen geschlossenen archäologischen
Fundkomplex handelt, sondern um Unterwasserfunde, die auch durch
die Strömungsverhältnisse zusammengespült sein
können. Bei den Fragmenten handelt es sich durchweg um Fabrikate
von nicht besonders hoher Qualität, soweit es sich noch
feststellen lässt. Pfeifen mit Herstellermarken sind sehr
selten, insofern spiegeln die Funde eine etwas ärmere ländliche
Bevölkerung wieder.
Die relativ große Anzahl der Funde an so einem kleinen
Platz überrascht, sie deuten auf gute Handelbeziehungen,
die an der Schlei durchaus denkbar sind.
Kehren wir für einen Moment nochmals nach Niedersachsen
zurück.
Die Stadt Hannoversch-Münden habe ich an anderer Stelle
bereits erwähnt. Es sei nur noch zu vermerken, dass in Hann.-Münden
die Pfeifenbäckerfamilie Laspe beheimatet war. Die Laspes
wanderten nach Altenburg in Thüringen aus und gründeten
dort ebenfalls Pfeifenmanufakturen. In einem der unteren Abschnitte
werden wir ihnen wiederbegegnen.
Aus Wustrow im Landkreis Lüchow-Dannenberg/Niedersachsen
kennen wir ebenfalls Tonpfeifenfunde, sie sind zwar stark fragmentiert,
lassen aber dennoch zwei Liefergebiete erkennen: Holland bzw.
Gouda, ausgewiesen durch die Herstellermarke "Schlange"
(siehe auch Teil
2 Holland)
und Stieltexte die auf Gouda hinweisen. Das zweite Liefergebiet war Niedersachsen, bewiesen durch das "springende Pferd". Eine andere Aufschrift führt in das Gebiet von Danzig das heute zu Polen gehört.
Mit Tonpfeifen kann Geld verdient werden, wenn ein Hersteller
gut ist, sogar viel Geld. Und wo Einkommen vorhanden ist, hält
die Obrigkeit sehr gerne die Hand auf und sichert sich ihren
Anteil.
So auch in Niedersachsen: die Tonpfeifen wurden ja schon sehr
lange mit einem Herstellerzeichen versehen nun aber kam von der
Obrigkeit eine neue Verordnung: Erkennungsmarken für die
Pfeifen.
"In den niedersächsischen Herzog- und Fürstentümern
wurde im 18. Jahrhundert eine ganze Reihe solcher Marken von
der Landesherrschaft verordnet. 1713 verfügte Kurfürst
Georg Ludwig von Braunschweig-Lüneburg, dass alle Tonpfeifen
der neu gegründeten Pfeifenfabrik in Celle mit den Initialen
"GLC" zu bezeichnen sind. Die Marke das "springende
Pferd" wurde 1768 für alle im Fürstentum Hannover
produzierten Tonpfeifen Pflicht. Die Marke "GR" steht
für "Georg Rex" und bezeichnet die drei Kurfürsten
dieses Namens, die zugleich Könige von England waren."
Anmerkung 15
Thüringen und Sachsen
Auch hier wollen wir uns auf die Spurensuche nach den Tonpfeifenbäckern
vergangener Tage machen.
In den Neuen Bundesländer, dem Gebiet der früheren
DDR, sind etwa 40 Pfeifenbäckerstandorte bekannt. Einige
konzentrieren sich in Thüringen und im sächsischen
Gebiet. Von vielen dieser Orte ist aber nur bekannt, dass in
ihnen ein oder mehrere Pfeifenbäcker ansässig waren.
In Sachsen und Thüringen begann die Tonpfeifenproduktion
im späten 17. bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts.
Aus vielen Orten liegen kaum oder nur sehr mangelhafte Informationen
über ansässige Pfeifenbauer vor, andere Städte
sind dagegen besser dokumentiert, z. B. Grimma, Waldenburg und
Altenburg. Für Harbke in Sachsen Anhalt wird z.B. die Jahreszahl
1723 angegeben.
Zusammen mit dem aus Wesel am Niederrhein stammenden Pfeifenmacher
Johann Müller gründete Böttcher in Meißen
der Stadt im Jahre 1711 eine Tabakspfeifenfabrik in der Pfeifen
aus Böttgersteinzeug gefertigt wurden. Diese Produktionsstätte
bestand jedoch nur 3 Jahre, Müller kehrte nach Wesel zurück
und starb 1729.
In Altenburg wurde die aus Hann.-Münden eingewanderte Pfeifenbäcker
Familie Laspe ansässig, es sind sogar ihre Wohnhäuser
bekannt. In einem der Anwesen konnten durch Zufall über
10.000 Tonpfeifenstiele und an die 480 Köpfe geborgen werden.
An Pfeifenformen sind Fersenpfeife, Rundbodenpfeife und Manschettpfeife
vorhanden.
Bei den im Bild 15 dargestellten Pfeifen sehen wir Deckel die den Funkenflug und damit die Brandgefahr verhindern sollten. Wie schon in dem Artikel "Der verbotene Genuss" dargelegt, wurde in vielen Städten das Rauchen nicht nur aus politischen oder weltanschaulichen Gründen sondern auch wegen der Feuergefahr verboten. Der Herzog von Braunschweig-Lüneburg erließ im Jahre 1719 ein Gesetz, in dem angeordnet wurde, dass auf den Pfeifen Aufsätze angebracht werden müssten um diese Gefahr, die durchaus real war, zu verhindern.
Die Laspes verwendeten als Stielbeschriftung sehr selten die
Bezeichnung "Altenburg", zumeist sind die Pfeifen mit
"Gouda" oder "Dresden" gekennzeichnet, die
Stempelmarken sind ebenfalls nach Vorbildern aus Gouda gestaltet.
Es besteht nun durchaus die Möglichkeit, dass sich die Laspes
durch Plagiate an die Beliebtheit der holländischen Pfeifen
anhängen wollten.
Der letzte Pfeifenmacher Altenburgs, Christian Friedrich Laspe,
verlegte um das Jahr 1820 seinen Wohnsitz nach Dresden, er soll
dort weiterhin seinem Beruf des Pfeifenbäckers nachgegangen
sein.
Überaus Interessant sind auch die Funde aus dem Harz, speziell dem Oberharz. Aus dieser Gegend sind inzwischen an die 70 Fundplätze bekannt die sehr häufig in einem direktem Zusammenhang mit dem dort in früheren Zeiten betriebenen Bergbau stehen: "Bei den Fundplätzen handelt es sich oft um die Halden ehemaliger Bergwerke, und die Tonpfeifen geben wichtige Hilfen bei der Datierung der Schachtanlagen. Die bisher frühesten Exemplare sind in die Mitte bis 2. Hälfte des 17. Jahrhunderts zu datieren." Es konnte dabei beobachtet werden: "...dass viele Fundstücke mit erhaltenem Pfeifenkopf und nur noch sehr kurzem Stielrest deutliche Spuren einer Bearbeitung der Abbruchkante aufweisen. Offenbar wurden die Pfeifen nicht weggeworfen, wenn der lange Stiel abgebrochen war, sondern weiter geraucht. Möglicherweise bevorzugten die Bergleute für die Arbeit untertage kurzstielige Tonpfeifen und benutzten aufsteckbare Mundstücke. Auf die weitreichenden Verbindungen des Oberharzer Bergbaus weisen nicht nur Tonpfeifen niederländischer Provenienz, sondern auch Fundstücke mit der Nennung von Freiberg in Sachsen oder Aufschriften wie "IN PRAG" hin." Anmerkung 16
Pfeifen die bergmännische Motive aufweisen, wurden ebenfalls gefunden, sie tragen als Stieltext oder Marke den Herstellernamen "Knecht". Dieser Name verweist zum Beispiel nach Großalmerode in Hessen und in andere Herstellungsorte. Andere Pfeifen deuten auf einen Herstellungsort im Westerwald hin.
Aus Leipzig liegt uns der weiter oben schon erwähnte
Totenbuchhinweis vor: Hans Tielmann, Töpfermeister und Tabakspfeifenmacher
hat im Dezember 1656 seinen Sohn begraben.
Der verfüllte Stadtgraben auf dem Areal von Anwesen Hainstrasse
12 im Stadtzentrum von Leipzig barg eine Fülle von Tonpfeifenfragmenten
die ins späte 17. vorwiegend aber ins 18. Jahrhundert datiert
werden können. Es sind Pfeifen der Goudaer Familie Verzijl
und auch Pfeifen im Goudaer Stil die in Sachsen gefertigt wurden,
dies beweist der eingestempelte Name des Pfeifenbäckers
Laspe aus Altenburg.
Zusammenfassend kann für Leipzig gesagt werden, dass ein
Großteil der gefundenen Tonpfeifenfragmente aus den Werkstätten
holländischer Pfeifenhersteller stammt:
"Die Stieltexte und die Marken belegen Lieferungen folgender
Pfeifenbäcker: Jan van der Dus, Jan Danens, der Jong Familie,
Hendrik Mandshofd, J. de Vos, Arij van der List und Peter Versluijs
- die meisten Tonpfeifen wurden von der Verzijl-Familie hergestellt.
Im Gegensatz dazu wurden nur einige niederländische Produkte
aus dem 17. Jahrhundert gefunden und nur wenige Tonpfeifen können
anderen Herstellungsorten wie Grimma in Sachsen zugewiesen werden."
Anmerkung 17
Einheimische Ware, "Wille" aus Grimma und "Laspe" aus Altenburg, aus dem Großraum Leipzig ist eindeutig in der Minderheit.
In Grimma, knappe 30 südöstlich von Leipzig, wurde die Pfeifenherstellung gegen Ende des 17. Jahrhunderts begonnen und bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts ausgeführt. Anhand der erhaltenen Einwohnerlisten können sogar noch die von den Pfeifenbäckern bewohnten Gebäude identifizieren werden.
Die Pfeifenfunde aus Grimma sind vorwiegend aus einheimischen ortsansässigen Werkstätten und zeigen einen sehr hohen Qualitätsstandard. Importware aus den Niederlanden oder anderen deutschen Herstellungsgebieten sind sehr selten. Um das Jahr 1800 betrug die jährliche Tonpfeifenproduktion aller in Grimma ansässigen Pfeifenbäcker an die 400.000 Stück. Tonpfeifen aus Grimma wurden bis nach Holland und Belgien exportiert, das erscheint mir ein Zeichen für die besondere Güte der grimmaschen Pfeifen zu sein.
In der Mühlstrasse in Grimma wurde 1992 ein Haus (Mühlstrasse
Nr. 7) abgerissen und dabei Tonpfeifenfragmente gefunden. Dieses
Haus wurde im Jahre 1792 von dem Pfeifenbäcker Kramer erworben
und als Werkstatt zur Pfeifenherstellung bis zur Mitte des 19.
Jahrhunderts (1844) genutzt. Bei den Abrissarbeiten konnten neben
Pfeifen, Kramer hatte etwa 20 verschiedenen Pfeifenmodelle im
Angebot, und diversen Fehlbränden auch die Reste eines Pfeifenbrennofens
gefunden werden.
"Der Ofen war von einem hier zuvor tätigen Töpfer
übernommen worden. Der an der Stadtmauer stehende Ofen wurden
für das Brennen der Tonpfeifen umgebaut. Die Feuerung befand
sich vor dem Ofen und die Hitze, die Flammen und der Rauch wurden
über Züge durch den Brennraum geleitet. Auf dem Rost
aus Platten aus Pfeifenton konnten die kastenförmigen Brennbehälter
aufgestapelt werden, die beim Brennen von den Flammen umgeben
wurden." Anmerkung 18
In Zittau konnte ebenfalls ein großer Komplex von Tonpfeifen
geborgen werden. Es handelt sich um an die 600 Pfeifen von allerdings
geringer Qualität die um die Mitte des 17. Jahrhunderts
datiert werden können.
Die Herstellungsweise der Pfeifen wich vom damals Üblichen
etwas ab: zuerst wurde der Kopf geformt und die Verzierung mit
der Hand angebracht, danach wurde der separat geformte Stiel
eingesetzt. Es handelte sich bei dem Fund aus Zittau um ungerauchte
Pfeifen, daher kann eine Fertigung an Ort und Stelle durchaus
in Betracht gezogen werden. Dieser Fund aus Zittau, vergleichbare
gibt es noch in Görlitz und Breslau, könnte darauf
hindeuten, dass die Pfeifenproduktion im Osten von Deutschland
relativ unabhängig von westlichen Einflüssen und nahezu
eigenständig geschah.
Gehen wir nur weiter auf unserer Spurensuche, hinüber nach
Görlitz an der Neiße, nördlich und unweit von
Zittau gelegen. Am Ende der Brüderstrasse erhebt sich der
Schönhof, es soll das älteste sicher datierte (in das
Jahr 1528) Renaissancebürgerhaus in Deutschland sein. Bei
Fußbodensanierungen wurden 22 Tonpfeifenstücke gefunden,
darunter befanden sich 9 Kopffragmente. Zu datieren sind diese
Funde ins Jahr um 1620, es handelt sich hier um einen niederländischer
Herkunft. Drei Pfeifenköpfe holländischer Machart aus
dem 18. Jahrhundert, hier könnte es sich möglicherweise
um einheimische Erzeugnisse handeln. Vier Stücke aus dem
17. Jahrhundert sind von ungewöhnlicher Machart: "Kopf
und Stiel müssen sich beim Ausformen in einer geraden Linie
befunden haben, d.h. die Stiele sind erst nachträglich umgebogen
worden. Die Qualität der mit einem manuellen Dekor versehenen
Köpfe ist gering. Über die Herkunft dieser abweichend
von der üblichen Technologie gefertigten Stücke ist
nichts bekannt. Ein Pfeifenbäcker ist für diese Zeit
in Görlitz nicht nachgewiesen. Erst 1777 wanderte Johann
Conrad Wille als erster Pfeifenbäcker in Görlitz ein,
wo er mit seiner Familie bis in die 1830er Jahre Pfeifen produzierte."
Anmerkung 19
Im Jahre 1765 gründete der preußische Kriegsrat
Kienitz in Weissenspring bei Frankfurt an der Oder eine Tonpfeifenmanufaktur.
Dieser Betrieb war mit Schutzprivilegien gegen niederländische
und gegen einheimische preußische Manufakturen ausgestattet
und produzierte im Jahre 1800 ca. 700.000 Tonpfeifen pro Jahr,
eine stattliche Menge.
"Die Pfeifen wurden am Stiel mit dem Produktionsort bezeichnet
und trugen als Marke das gekrönte "B" und das
gekrönte "H" sowie die Buchstaben "L",
"W" oder "Z"; als Bildmarken sind eine Mühle
mit Wasserrad, ein Kreuz und ein springender Hund belegt. Mit
dem Rückgang des Bedarfs an Tonpfeifen schloss die Fabrik
um 1835; 1838 wurden die Gebäude abgerissen." Anmerkung
20
In Berlin gab es ab 1792 im Gebäude der ehemaligen Berliner Tonpfeifenfabrik von Sophie Rauch eine Niederlassung der Weissenspringer Manufaktur, eine Preisliste ist erhalten geblieben und zeigt uns das Angebot und die Preise.
In Brandenburg konnte bei Ausgrabungen ein Schädel gefunden werden, der an den Zähnen die gleichen Merkmale aufweist wie die Schädel von Rendsburg die im "Teil 2 Holland" erwähnt wurden. Der Einfachheit halber zitiere ich hier nochmals den betreffenden Absatz: "Maren Weidner aus Kiel berichtete über die Entdeckung von Skeletten in der Neustadt von Rendsburg, die offenbar in größter Eile und ohne Särge bestattet wurden. Zwischen den Knochenresten fanden sich zahlreiche Tonpfeifenfragmente, die zur Klärung und Datierung der ungewöhnlichen Bestattung herangezogen werden sollten. Die Vermutung, es handele sich um Seuchenopfer, bestätigte sich nicht, da die letzten Epidemien Rendsburg 1705 und 1711 heimsuchten, die Tonpfeifen aber überwiegend jüngeren Datums sind. Auch wenn durch die Analyse der Tonpfeifenfunde noch keine Erklärung für die Skelettansammlung gefunden werden konnte, so widerlegen sie doch die ursprüngliche Theorie. Indirekt geben sie einen wichtigen Hinweis für die - trotz der angestellten anthropologischen Untersuchungen bisher nicht mögliche - Datierung der Skelette, indem zahlreiche Gebisse eine deutliche Abrasion zeigen. Stets sind vier Zähne betroffen (Eckzahn und erster Backenzahn oben und unten), bei denen die Abrasion ein rundes Loch bildet, das durch den langjährigen Gebrauch von Tonpfeifen erklärt werden kann." KnasterKopf Band 12/1999 Aufsatz von Maren Weidner
Offensichtlich kann diese doch recht schmerzvolle Abrasionen der Zähne auch an anderen Fundstellen beobachtet werden.
Hier wollen wir die Spurensuche nach den alten Tonpfeifen
und ihren Herstellern beenden und uns einem anderen Kapitel zuwenden.
Tonpfeifen konnten bzw. können immer und überall geraucht
werden, sofern es nicht von der Obrigkeit verboten war. Wir befinden
uns ja, es sei hier angeführt, in einer Zeit in der in vielen
Städten ein Rauchverbot eingeführt wurde. Dass dennoch
fröhlich und ohne behördliche Anordnungen zu befolgen
geraucht wurde, versteht sich beinahe von selbst.
(Siehe dazu auch den Artikel: Der verbotene Genuss)
Bei der Arbeit auf dem Felde wurde das Pfeifchen geschmaucht, in der Werkstatt, auf den Gassen und Plätzen der Städte und Gemeinden, und die Pfeife qualmte bei Zusammenkünften bei denen traditionell aus Tonpfeifen geraucht wurde.
Theelacht
Die Theelacht in Ostfriesland ist eine der ältesten Vereine
die wir kennen. Gegründet wurde diese Genossenschaft von
Bauern aus Norden die sich vor Hunderten von Jahren gegen räuberische
Wikinger, die damals die Küsten unsicher machten, mit Mistgabeln,
Prügeln und Schaufeln zur Wehr setzten. Als Dank erhielten
alle an der Schlacht beteiligten Friesen in der Hilgenrieder
Bucht ein Stück Land zum gemeinschaftlichen Besitz.
Die Wikinger sind schon lange im Brunnen der Vergangenheit verschwunden,
der Zusammenschluss der Bauern lebte aber in der Theelacht- Vereinigung
weiter. In Norden treffen sich die Mitglieder dieser Vereinigung
im Sitzungssaal des Alten Rathauses, rauchen aus langen Tonpfeifen
und trinken ihr eigenes, extra für diese Zusammenkunft gebrautes
Bier, das ziemlich hochprozentig ist.
Theelacht ist in etwa mit "Bewahrer des Deiches" zu
übersetzen.
Die Schaffermahlzeit in Bremen
ist ebenfalls eine Zusammenkunft mit einer sehr langen Tradition.
Der Name kommt aus dem seemännischen Wortschatz: schaffen
bedeutet essen, der Schaffer war der Proviantmeister auf einem
Schiff.
Seit 1545 treffen sich in der alten Hansestadt Bremen Kapitäne,
Reeder und Kaufleute jeden zweiten Freitag im Februar zu einem
gesellschaftlichen Großereignis: dem Schaffermahl. Ein
überaus glanzvolles Fest, dazu eingeladen zu sein bedeutet
eine große Ehre für denjenigen, der daran teilnehmen
darf. Das Fest beginnt mit einem leckeren Festmahl, das aus traditionellen
Gerichten besteht.Die Speisekarte hört sich z.B. wie folgt
an:
"Los geht es mit einer kräftigen Hühnersuppe,
dann tragen die Saaldiener Stockfisch, Kartoffeln und Senfsauce
auf. Zwischen den einzelnen Gängen werden die Reden von
kaufmännischen und Kapitänsschaffern sowie des Ehrengastes
gehalten. Es folgen Braunkohl mit Pinkel, geräuchertem Fleisch,
Maronen und Bratkartoffeln, dann ist der Kalbsbraten mit Selleriesalat,
Katherinenpflaumen und gedämpften Äpfeln dran. Und
damit die Speisen auch gut bekommen, gibt es Weißweine
von Rhein und Mosel und Roten aus Bordeaux. Damit keiner hungrig
aufstehen muss, folgen jetzt noch Rigaer Butt mit Sardellen,
Wurst und Zunge sowie Chester- und Rahmkäse. Geschlossen
ist der Magen deshalb immer noch nicht, zum Abschluss kommen
Fruchtkörbe und anschließend Mokka auf den Tisch."
Anmerkung 21
Nach dem Essen kommt dann die Stunde der Raucher, nach altem Brauch wird aus langstieligen Tonpfeifen geraucht. Die Schaffermahlzeit, übrigens ein reiner Herrenabend, Frauen haben dazu keinen Zutritt, soll das einzige Mal gewesen sein, bei der man den verstorbenen Altbundeskanzler Konrad Adenauer mit einer Tonpfeife, ja überhaupt rauchend, sah.
Das preußische Tabakskollegium
König Friedrich I. von Preußen, vormals Kurfürst
Friedrich III. von Brandenburg, wurde im Jahre 1701 zum König
gekrönt. Für ihn spielte das Rauchen schon immer eine
große Rolle und so führte der Monarch auch bald am
Hofe Tabakgesellschaften ein. Es waren Zusammenkünfte, bei
denen es steif und genau nach Etikette zuging, geladen waren
hohe Würdenträger und ihre Damen. Die Herren mit Perücke
und die Damen in kostbarer Abendkleidung gaben sicherlich ein
prächtiges Bild ab wie sie da um den Tisch saßen und
aus langen Tonpfeifen rauchten.
Sein Sohn und Nachfolger Friedrich Wilhelm I. der später
"Soldatenkönig" genannt wurde, führte diese
Tradition des Tabakkollegiums weiter, aber ohne Etikette und
jeglichen Zwang. Es war eine buntgemischte Gesellschaft: Generäle
und Stabsoffiziere, später dann Gelehrte, Botschafter ausländischer
Staaten und wer weiß ich noch alles, die sich da fast jeden
Abend in seinen Schlössern in Berlin oder Wusterhausen (wo
sich der Herrscher eben gerade aufzuhalten pflegte) zusammensetzte
und aus Tonpfeifen rauchte, trank und mitunter derbe Scherze
machte. Wer nicht rauchen wollte oder aus welchen Gründen
auch immer nicht konnte, musste wenigstens so tun als ob er es
täte. So sahen die Gäste dann immer den Alten Dessauer
(Beiname von Leopold I., geboren 1676 und gestorben 1747, Fürst
von Dessau und preußischer Feldmarschall) stocksteif in
einem Sessel sitzen und eine Tonpfeife ohne zu rauchen im Munde
haltend.
Als der Soldatenkönig starb am 31. Mai 1740 starb wurde
sein Sohn Friedrich III., er wurde später Friedrich der
Große genannt, sein Nachfolger. Er hatte nicht viel fürs
Rauchen übrig, seine Leidenschaft galt dem Schnupfen und
so schlug alsbald die letzte Stunde des Tabakkollegiums.
Damit sind wir am Ende des 3.Teiles angekommen.
Ein Nachtrag wird sich dann später mit der Tonpfeifenherstellung
und der Pflege beschäftigen. Bis dahin bitte ich noch um
etwas Geduld.
Böttger,
(Böttiger), Johann Friedrich, Alchimist, *Schleiz 4.2. 1682,
gestorben in Dresden 13.3. 1719; musste wegen »Goldmacherei«
aus Preußen fliehen und kam in den Gewahrsam Augusts des
Starken, wurde 1704 dem Physiker E.von Tschirnhaus unterstellt.
Noch zu Lebzeiten von Tschirnhaus gelang ihm die Herstellung
des roten fälschlich Böttgerporzellan genannten Böttgersteinzeugs
und 1708/09 des weißen Porzellans. Nach Tschirnhaus' Tod
führte Böttger die Versuche weiter. In Meißen
wurde 1710 eine Porzellanmanufaktur gegründet, deren Leitung
Böttger bis zu seinem Tod innehatte.
© 2002 Bibliographisches Institut & F. A. Brockhaus
AG
Bildquellennachweis:
Bild 1, 2, 3
http://www.zeitensprung.de/kikeramik.html
Bild 4, 8, 10 bis 18
KnasterKOPF - Fachzeitschrift für Tonpfeifen und historischen
Tabakgenuss mit Dank an Herrn Dr. M. Kübler.
Bild 6 und 7
http://www.hann-muenden.net/spontan/kloake/titel.htm
Bild 5
http://www.hoehr-grenzhausen.de/startseite/index.html
Link zu Hilgert
Bild 9
http://www.schiffahrtsmuseum-nf.de/Wrack/html/body_wrack2.html
Bild 19
http://www.stadtarchaeologie-lueneburg.de/ausstell/abb/futteral.htm
Nochmals Dank an die Lüneburger Archäologie
Literatur und Internet:
Schweizerische Arbeitsgemeinschaft für Archäologie
des Mittelalters und der Neuzeit (SAM)
Bericht über die 24. Ordentliche Jahrestagung in Freiburg
im Breisgau: Freitag/Samstag 30./31. Oktober 1998
Untersuchungen zu einer frühneuzeitlichen Kloake
in Hann. Münden, Landkreis Göttingen
http://www.hann-muenden.net/spontan/kloake/titel.htm
Burg Kirkel
http://www.zeitensprung.de/kikeramik.html
Bericht über die 14. Tagung
des Arbeitskreises zur Erforschung der Tonpfeifen vom 1. bis
3. Juni 2000 in Liestal/CH
Mitteilungen der Arbeitsgemeinschaft für Archäologie
des Mittelalters und der Neuzeit 9.1998
Bericht über die 16. Tagung
des Arbeitskreises zur Erforschung der Tonpfeifen vom 26. bis
28. April 2002 in Grimma
KnasterKopf Band 1/1989 bis Band 15/2002
Anmerkungen
Anmerkung 1
Egon Cäsar Corti; Geschichte des Rauchens Seite 99
Anmerkung 2
KnasterKopf Band 2 1990
Anmerkung 3
Die Bezeichnung >Tabaktrinken< wurde erst in der zweite
Hälfte des 17. Jahrhunderts durch das Wort >Tabakrauchen<
ersetzt.
Anmerkung 4
Grimm "Deutsches Wörterbuch" >Rauch<
Anmerkung 5
Der Westerwald und seine Bewohner von den ältesten Zeiten
bis heute.
von E. Heyn , Pfarrer in Marienburg Ww., 1893
Anmerkung 6
http://www.knasterkopf.de/htm/akreis/erg.htm
Anmerkung 7
KnasterKopf Band 7
Anmerkung 8
NICHT NUR "GRAU-BLAU"
Westerwälder Steinzeug als Seismograph einer historisch-regionalen
Volkskunde.
http://www.unibas.ch/volkskunde/volo/berichte/kuntz.html
Anmerkung 9
Mitteilungen der Arbeitsgemeinschaft für Archäologie
des Mittelalters und der Neuzeit 7. 1996
Anmerkung 10
http://www.hoehr-grenzhausen.de/startseite/index.html
(dort Link zu Hilgert)
Anmerkung 11
Großalmerode vor 225 Jahren.Ein Dorf wird zur Stadt
http://www.werra-meissner.de/grossalmerode/Uns_Stadt/Geschichte/groa1.htm
Anmerkung 12
Mitteilungen der Arbeitsgemeinschaft für Archäologie
des Mittelalters und der Neuzeit 7. 1996
Anmerkung 13
Mitteilungen der Arbeitsgemeinschaft für Archäologie
des Mittelalters und der Neuzeit 11. 2000
Anmerkung 14
KnasterKopf Band 10/1977
Anmerkung 15
KnasterKopf Band 3/1990
Anmerkung 16
Mitteilungen der Arbeitsgemeinschaft für Archäologie
des Mittelalters und der Neuzeit 9.1998
Darin enthalten: 11. Treffen des Arbeitskreises zur Erforschung
der Tonpfeifen
in Nordhausen am 3. und 4. Mai 1997
http://www.uni-tuebingen.de/uni/afg/mbl/mbl9/9beri.htm
Anmerkung 17
KnasterKopf 12/1999
Anmerkung 18
KnasterKopf 12/1999
Anmerkung 19
Bericht über die 16. Tagung
des Arbeitskreises zur Erforschung der Tonpfeifen vom 26. bis
28. April 2002 in Grimma
Anmerkung 20
KnasterKopf 2/1990
Anmerkung 21
Schaffermahl und Eiswette - beste Werbung für Bremen
Feine Essen in noch feinerer Gesellschaft
http://www.tachauch.de/bremensien/millennium/blick_schaffer.html
A