Martin "Tine" Steinthaler - "Form geht über Verzierung"

Willi Albrecht

Der in Klagenfurt lebende Martin Steinthaler arbeitet hauptberuflich als Architekt und fertigt seit 1999 25 bis 35 Pfeifen pro Jahr. Das Herstellen von Pfeifen ist für ihn eine Formübung und er nutzt dabei die Gelegenheit, Design, Material und Handarbeit zu verbinden.

Die Grundlagen des Handwerks erlernte er von Peter Matzhold, der ihm für die ersten Versuche seine Werkstatt zur Verfügung stellte. Inspiration findet er auch bei den Modellen von Jess Chonowitsch, Kent Rassmussen, Bo Nordh und Trever Talbert, die für ihn zu den innovativsten heutigen Pfeifenmachern gehören.

Die Pfeifen von Martin Steinthaler entstehen alle in reiner Handarbeit an der Schleifscheibe und am Bandschleifer. Mundstücke werden an der Drehbank eingepasst. Für die Bohrungen findet ein Bohrständer Verwendung. Auch der handelsübliche Drehmel kommt manchmal zum Einsatz, zum Beispiel um scharfe Kanten auszuformen.

Die Mundstücke fertigt er ausschließlich aus Ebonit / Vulcanite, weil er die Bisseigenschaften und die Möglichkeiten der Verabeitung bei weitem besser findet als bei Acryl.

 

Aus welchen Regionen stammt denn das wunderschön gemaserte Holz? MS: "Ich verwende dasselbe Bruyere wie Peter (Matzhold). Er hat einfach das beste Auge um das Holz auszusuchen. Die Hölzer kommen aus Spanien, Korsika und Italien. Der Coupeur der unser Holz bearbeitet ist ein echter Künstler!!!"

Die Oberflächenbehandlung der Pfeifen beschränkt sich auf Beizung in zwei bis drei verschiedenen Farbstufen um die natürliche Maserung zu verstärken. Danach wird nur noch mit Carnauba poliert. "Ausserdem arbeite ich gerade an einer eigenen sandgestrahlten Oberfläche, die ich im Sommer präsentieren werde."

Als Verzierung verwendet Steinthaler manchmal Hölzer wie Olive, Zwetschke, Königsholz, Wenge, Cocobollo und Zebrano. "...aber wenn möglich, versuche ich Pfeifen nur aus Bruyere und Vulcanite zu machen. Form geht über Verzierung!"

Die Anfertigung von Filterpfeifen ist für Martin Steinthaler ein zweischneidiges Schwert. Auf der einen Seite verlangen die Kunden in Österreich und Deutschland danach, auf der anderen Seite lehnt er sie aus formalen und reinigungstechnischen Gründen ab. "Besser etwas langsamer rauchen und etwas mehr Konzentration. Nie eine Pfeifen rauchen wenn wenig Zeit vorhanden ist."

Wie bei der Verwendung von Filtern gibt es auch bei der Behandlung der Rauchkammer mit einer Einrauchpaste konträre Ansichten. MS: "Ich verwende keine Einrauchpaste. Die Vorteile sehe ich in den ersten zwei, drei mal beim Einrauchen. Da können kleine Fehler leichter verziehen werden. Dann kann man noch kleine Sandeinschlüsse verstecken, die in der Brennkammer anfangs Probleme darstellen können. Ansonsten glaube ich, das die Pfeifen von Anfang an besser ohne Einrauchpaste schmecken."

Die Pfeifen von Martin Steinthaler werden aufsteigend in Kategorien von A bis C eingeteilt. Die höchste Stufe stellt die "Symbol-Graduierung" mit seinem Logo dar. Außer dem grading findet man noch seinen Namenschriftzug und die Jahreszahl auf dem Holm. Die Preise bewegen sich zwischen 150.- und 600.- Euro.

Mit welcher Pfeife sollte ein Einsteiger beginnen und was sollte er beachten? MS: "Eine Pfeife mittlerer Größe (Bohrung zwischen 1,8 und 2 cm), eher gerade und nicht allzu billig (viele Wühlkorbpfeifen sind so schlecht gemacht, die kondensieren schon ohne Tabak J). Eventuell eine Sandgestrahlte von einem guten Hersteller. Die Holmbohrung sollte nicht unter 3,2mm liegen."

Die Kunst beim Pfeiferauchen ist, es sich gemütlich zu machen und mit genügend "Chill" oder auf deutsch "Ruhe" die Dinge genießen! Die Tabakwahl ist mit Abstand das Schwierigste dieses Hobby's, also gehe es gemütlich an und versuche viel. Das ist der halbe Spaß beim Pfeifenrauchen. Wenn die Pfeife sehr dünnwandig ist, kann es sinnvoll sein, sie nach der Drittel-Methode einzurauchen. Bei normalen Wandstärken halte ich es nicht für notwendig."

Das Martin es mit dem Probieren von Tabak ernst meint, bestätigt ein Blick in seine prallgefüllte Tabakbar:

Caledonian Flake No.499 (wow), Capstan medium Flake (slightly fruity flake), Barbary Coast (the rookie of 2001), 4. W.O.Larsen No.50 light sweet (the classical danish), Grousemoore Plug (english flavourized), Davidoff Danish Mixture (just a bit expensive IMO), Mephisto (what a combination), Penzance (was the rookie of the year 99), And So To Bed (english aromatic rich and smooth),Dunhill My Mixture #10 (Sir Alfred in a tin), My Mixture 965 (the sweet and full english from Dunhill), Gawith & Hoggarth Bob's Flake Choc (only 8% Latakia, a winner in Y2K), Escudo (Virginia Perique in discs), Old London (the EEC version from Ashton), Butera Blended Flake (Virginia Oriental Perique), Marlin Flake (Rattray's Virginia..hmmmmm........), McClelland Virginia No.24 (my favourite out of the matured Virginia series from McClelland, contains some Oriental), Old Gowrie (Rattray's Virginia..hmmmmm........), Haddos Delight (getting better every day), Buteras's Kingfisher (Virginia Burley Perique in flakes), Sans Souci (the caramel glue for your pipe..sometimes I like it:-), Samuel Gawith RB Plug (Virginia Plug with the scent of an asian food store), C&D Cross Eyed Cricket (an aromatic Latakia blend with rum punch :-), Bulldog Golden Flake (the worst piece of soap I ever smoked)

Martin Steinthaler glaubt generell an eine Renaissance der Rauchkultur, die auch der Pfeife wieder mehr Bedeutung zukommen lassen wird. In neueren Spielfilmen sieht man wieder des öfteren Pfeifenraucher, vielleicht wird die Pfeife ja doch wieder ein Kultobjekt…schön wäre es.

Zum Schluß noch eine Empfehlung: "Fliegt wenn möglich mal nach Chicago zur größten Pfeifenmesse der Welt. Die CPCC Show ist jedes Jahr im Frühling und ich war heuer das 3. Mal dabei. Da trifft man alles was Rang und Namen in der Branche hat. Ich habe fast alle meine internationalen Bekanntschaften dort gemacht und gesehen, welch Kerle diese Pfeifenbauer und Pfeifenraucher sind. Abgesehen von dem Spaß, den der Besuch bringt, kann man mit Recht sagen, dass Pfeifenraucher eine ganz tolle Gattung sind."

Die Pfeifen von Martin Steinthaler sind in Kürze bei Ostermann in Wien und eventuell bald auch in Deutschland erhältlich. Auf seiner Homepage www.tine.at findet man aber jeder Zeit eine schöne Auswahl.

Kontaktadresse: Herbertstrasse 10 / B10, A-9020 Klagenfurt, Österreich
Email: tine@tine.at

 

 



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