Der Tabakanbau in Deutschland
- ein kurzer Streifzug
durch seine Geschichte -
Joachim Acker
Einleitung
Als Columbus am 12. Oktober 1492 seinen Fuß auf das
bis dato unbekannte Land im Westen setzte, hatte dies nicht nur
für die Ureinwohner weitreichende und auch tragische Folgen.
Auch im alten Europa begann eine Epoche der Veränderungen
sowohl im Handel als auch in der Politik und im Vormachtstreben
der Nationen. Alle wollten sie sich eine Scheibe von dem riesigen
Kuchen der Amerika genannt wurde abschneiden. Und dieses Abschneiden
geschah wahrlich nicht zimperlich: Mit Musketenfeuer und Schwert
wurden den Ureinwohnern die neuen Machtverhältnisse und
zugleich das Christentum beigebracht, uralte Kulturen und Traditionen
wurden im Pulverdampf der Kanonen zerstört und vernichtet.
Neue Erkenntnisse über fremde Kulturen, die Kunde von
seltsamen Bräuchen und Sitten, von ungeheuren Schätzen
an Gold und Silber und noch niemals gesehene Pflanzen kamen mit
den heimkehrenden nach Europa. Unter diesen Pflanzen waren auch
drei Gewächse der Gattung Nachtschatten die im heutigen
Leben nicht mehr wegzudenken sind. Die Tomate diese unvergleichbar
leckere Frucht die in keiner Küche mehr fehlt, die Kartoffel
anbaufähig auch noch in klimatisch ungünstigen Lagen
und der Tabak.
Betrachten wir einige Augenblicke den Weg den Tomate, Kartoffel
und Tabak genommen haben denn allen war zu Beginn ein ähnliches
Schicksal beschieden.
Eingeführt in Europa wurden alle drei Pflanzen im 16. Jahrhundert,
und alle drei waren zuerst in den Ziergärten der Adeligen
zu finden wo sie wegen ihrer schönen Blüten bewundert
und gezüchtet wurden.
Die Tomate selber wurde erst im 20. Jahrhundert, während
und nach dem 1. Weltkrieg, ein Faktor in der Weltwirtschaft,
vorher führte sie ein mehr oder weniger ausgeprägtes
Schattendasein und kam im übrigen erst sehr spät (1890)
nach Deutschland.
Die Kartoffel wurde in Deutschland erst durch die Einflussnahme
Friedrich II. von Preußen als Nahrungsmittel anerkannt.,
davor wusste die Bevölkerung nichts mit diesen Knollen anzufangen.
Da sie auch in klimatisch sehr ungünstigen Gebieten angebaut
werden kann wurde die Kartoffel ein Grundnahrungsmittel der Iren.
Als Mitte des 19. Jahrhunderts die irische Kartoffelernte durch
Krankheiten (Hauptsächlich die Braunfäule) nahezu vernichtet
wurde starben in den schrecklichen Hungerjahren 1845 bis 1849
Hunderttausende Iren an Krankheiten und Seuchen weil ihre unterernährten
Körper zu geschwächt waren und keinen Widerstand mehr
entgegen bringen konnten.
Auch der Weg des Tabaks führte zuerst in die Ziergärten
der europäischen Höfe und in die Arzneifläschchen
der Mediziner, dann aber schon nach wenigen Jahren bereits in
die Tabakpfeifen.
Von allen neu entdeckten Pflanzen erfolgte die Verbreitung des
Tabaks am schnellsten, nur hundert Jahre nach der Entdeckung
der Neuen Welt war der Tabak schon weithin bekannt und bereits
eifrig als Genussmittel in Gebrauch. Seinen entgültigen
Durchbruch erlangte er dann in den ersten Jahrzehnten des 17.
Jahrhunderts.
1. Die Pflanze
Der Tabak gehört ( zusammen mit Paprika, Tomate und Kartoffel)
in die Pflanzenfamilie der Nachtschattengewächse, lat. Solanaceae,
die etwa 2600 Arten umfasst.
Vom Tabak, insgesamt gibt es davon 70 Arten, sind für uns
drei Arten von Bedeutung: der Ziertabak >Nicotiana sylvestris<
den wir auch in manchen unserer Gärten finden, den Bauerntabak
lat.: >Nicotiana rustica< und den Tabak auf den es uns
ankommt: >Nicotiana tabacum< mit den Varianten: havanensis;
brasiliensis, macrophylla (= Maryland-Tabak); chinensis und virginia.
Die Tabakpflanze
Die Tabakpflanze ist Einjährig, nicht winterhart und
Selbstbestäuber, hat behaarte und leicht klebrige Blätter,
die Farbe ihrer Blüten reicht von Weiß bis zum Rot,
sie sind fünflappig und Nachts in der Regel geöffnet
während sie tagsüber geschlossen bleiben.
Die Blätter der Tabakpflanze sind wechselständig und
werden >Hände< genannt, eingeteilt im deutschen Sprachraum
in, von unten nach oben: Grumpen, Sandblatt, Mittelgut, Hauptgut
und Obergut. Letztere sind an der Tabakpflanze die wertvollsten
Blätter, während die Grumpen und das Sandblatt von
etwas minderwertiger Qualität sind. Die Samen des Tabaks
sind sehr klein: ca. 14000 Samenkörner sollen 1 gr. wiegen.
Die Tabakpflanze kann, wenn man sie wachsen lässt, bis
zu 2 oder gar 3 Meter hoch werden, Bauerntabak (Nicotiana rustica),
vornehmlich noch in Polen und in Russland (dort Machorka genannt)
angebaut, erreicht eine Höhe von etwa 1m - 1.5 m. Optimal
für die Kultur der Tabakpflanzen sind Temperaturen zwischen
15 und 27 Grad und Niederschläge um die 750 mm. Die Tabakpflanze
benötigt zwischen 200 und 900 Liter Wasser (je nach Sorte
verschieden) um 1 kg Trockensubstanz zu bilden, auf Grund dieser
notwendigen Wassermenge ist es in manchen Anbauländern nötig
die Pflanze künstlich zu bewässern.
Um optimal zu gedeihen braucht der Tabak ein ausreichendes,
aber nicht immer vorhandenes Nährstoffangebot im Boden:
Stickstoff, Phosphor, Kalzium, Kalium, Magnesium und noch weitere
Spurenelemente. Böden auf denen Tabak angebaut wird und
die diese Nährstoffe nicht in ausreichendem Maße aufweisen
werden als Folgeerscheinung sehr schnell ausgelaugt. Künstliche
Düngung ist daher in vielen Ländern notwendig um eine
gute Qualität der Tabakpflanzen zu gewährleisten. In
vielen Ländern der sogenannten Dritten Welt sind künstliche
Düngemittel aber sehr teuer und oftmals fehlt auch das Wissen
der Pflanzer, die Folge davon ist ein Raubbau im ökologischen
System der betreffenden Länder.
> Wegen der hohen Erträge und der günstigen Verkaufsbedingungen
steigen immer mehr Bauern in Afrika auf den Anbau von Tabak um.
"Die Bauern entwalden ein Gebiet, in dem nur zwei Ernteperioden
lang Tabak angebaut werden kann ", empört sich der
Forstwissenschaftler Aaron S. Mganim von der Universität
in Morogoro, dem Zentrum des tansanischen Tabakhandels.
"Danach ist der Boden ausgelaugt, die Produktion geht zurück
und die Bauern müssen sich nach neuer Anbaufläche umsehen.
Der Entwaldung folgen Erosion und Verwüstung. " Keine
andere Pflanze entzieht dem Boden so viele Nährstoffe wie
der Tabak. Ehemalige Tabakfelder sind auf Jahre hinaus nicht
zu bewirtschaften. In den letzten 50 Jahren hat sich Tansanias
Waldbestand halbiert. Folge auch der Rodung für neue Tabakanbauflächen
und der Suche nach Feuerholz, mit dem die braunen Blätter
getrocknet werden. Das Hartholz aus den Miombowäldern ist
wegen seiner hohen Rauchentwicklung dafür besonders geeignet.
160 Kilo Holz müssen kokeln, um ein Kilogramm markfähigen
Tabak zu erzeugen. <
Quelle: Regenwald Report 1.Quartal 2003 http://www.gruene.de/salzgitter/aktuelles/030127Rauchen.html
Wenn über Tabakanbau geschrieben werden soll können
und dürfen solche Tatsachen nicht verschwiegen und übergangen
werden.Genauso wenig übergangen werden darf auch die Tatsache
dass im Tabakrauch eine Vielzahl von Substanzen freiwerden die
erhebliche gesundheitliche Risiken beinhalten.
>>Tabak enthält nach derzeitigen Erkenntnissen
mehr als 4.000 Inhaltsstoffe. Das Hauptalkaloid ist Nikotin,
das je nach Herkunft und Zubereitung des Tabaks in unterschiedlichen
Mengen in den Blättern enthalten ist. Es wurde erstmals
1928 isoliert und wird für die akute Wirkung des Zigarettenrauchens
und die Entwicklung einer Abhängigkeit verantwortlich gemacht.
Es handelt sich hierbei um ein toxisches Alkaloid, das sich sowohl
in Wasser und organischen Lösungsmitteln wie auch in fetten
Ölen löst. Neben diesem Hauptwirkstoff enthält
Tabak eine Reihe weiterer Alkaloide und zahlreiche andere Stoffe,
darunter beispielsweise Cyanwasserstoff, Benzol, Formaldehyd,
Hydrazin, Vinylchlorid, Cadmium, Blei, Nickel, Chrom, Aluminium
und Kohlenmonoxid. Unter den Schadstoffen befinden sich allein
mehr als 40 Substanzen, die nachweislich krebserregend sind.
Diese zusätzlichen Schadstoffe sind es, auf die in erster
Linie die gesundheitsschädigende Wirkung des Rauchens zurückzuführen
ist und die nach dem heutigen Stand der Wissenschaft auch im
Nebenstromrauch der Zigarette
enthalten sind und somit auch Nichtraucher schädigen können
(Passivrauchen).<<
Quelle: Nikotin Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen http://www.dhs.de/basis/nikotin.htm
In früheren Zeiten war der Anbau von Tabak ein sehr mühselig
und arbeitsintensives Unterfangen, Fachleute sagen es sei 100
mal arbeits-und ernteintensiver wie der Anbau von Weizen. Von
dem immer drohenden Befall durch Schädlinge und Krankheiten
der Pflanze will ich erst gar nicht reden.
Fotos: Hans-Jürgen Rieger
Bereits im zeitigen Frühjahr wurden die Saatbeete mit
Stallmist und Humus für die Aussaat des Samens vorbereitet.
Ende März wurde dann das Saatgut in die Anzuchtbeete eingebracht,
innerhalb einer knappen Woche zeigten sich dann die ersten Pflänzlein
die dann bis gegen Ende April durch fürsorgliche Pflege
-bewässern, lüften und immer wieder abdecken- etwa
1 bis 2 cm groß waren. Diese kleinen Tabakpflänzchen
mussten dann vereinzelt werden, dies war hauptsächlich die
Arbeit der Frauen denn das pikieren der jungen Pflanzen erforderte
ein großes Maß an Fingerspitzengefühl. Mitte
Mai, wenn die Gefahr der späten Nachtfröste vorüber
war wurden die nun etwas größer gewordenen Pflanzen
ins Freiland ausgepflanzt, es wurde nun Unkraut gehackt und angehäufelt,
in trockenen Jahren durfte auch die regelmäßige Wässerung
nicht versäumt werden. Es war Alles in Allem ein mühseliges
und arbeitsreiches Unterfangen bis so ab Mitte Juli die ersten
Blätter (je nach Reifegrad) geerntet werden konnten. Die
Ernte ist auch Heute noch reine Handarbeit, allerdings gibt es
inzwischen dafür Vollerntemaschinen die diese Arbeit wesendlich
erleichtern. So gibt es z. B. in Wittlich vier Vollernter die
an den Tabakstauden vorbeifahren, die Pflücker sitzen auf
den Maschinen und können so die Blätter ernten.
Zuerst wurden (und werden auch Heute noch) die unteren Lagen,
der Grumpen und das qualitativ minderwertigste Blatt der Pflanze,
geerntet während die oberen Blätter, das waren die
Besten, erst etwas später gepflückt wurden. Das oberste
Blatt (Obergut), es wurde auch manchmal als >Nachgut< bezeichnet,
kam als Letztes zur Ernte manchmal geschah dies erst im September.
Nach dem Pflücken der Blätter wurden diese am Stiel
mit einer Nadel durchstochen und auf Schnüre aufgezogen,
anschließend wurden die Girlanden aus Tabakblättern
zum Trocknen in den Tabakschuppen aufgehängt.
Einteilung der Blattstände
Wie die Trocknung der Blätter heutzutage erfolgt können
wir einem Amtsblatt der EG für das Jahr 2000 entnehmen:
>>a) 'Flue-cured' Virginia: Tabak, der unter künstlichen
atmosphärischen Bedingungen in einem Verfahren getrocknet
worden ist, bei dem Hitze und Luftzirkulation kontrolliert werden,
ohne daß Rauch mit den Tabakblättern in Berührung
kommt. Die Färbung des getrockneten Tabaks reicht normalerweise
von zitronengelb bis dunkelorange oder rot. Andere Farben und
Farbmischungen ergeben sich meist aus Veränderungen im Reifegrad
oder durch andere Anbau- oder Trocknungsweisen;
Foto: Hans-Jürgen Rieger
b) 'light-air-cured' Burley (einschließlich Burleyhybriden):
Tabak, der unter natürlichen atmosphärischen Bedingungen
getrocknet worden ist und, sofern er zusätzlicher Hitze
oder Luftzirkulation ausgesetzt wurde, keinen Rauch oder Rauchgeruch
angenommen hat. Die Blätter haben normalerweise eine hellbraune
bis rötliche Färbung. Andere Farben und Farbmischungen
ergeben sich meist aus Veränderungen im Reifegrad oder durch
andere Anbau- oder Trocknungsweisen;
c) 'light-air-cured' Maryland: Tabak, der unter natürlichen
atmosphärischen Bedingungen getrocknet worden ist und, sofern
er zusätzlicher Hitze oder Luftzirkulation ausgesetzt wurde,
keinen Rauch oder Rauchgeruch angenommen hat. Die Blätter
haben normalerweise eine hellgelbe bis dunkelkirschrote Färbung.
Andere Farben und Farbmischungen ergeben sich meist aus Veränderungen
im Reifegrad oder durch andere Anbau- oder Trocknungsweisen;
d) 'fire-cured': Tabak, der unter künstlichen atmosphärischen
Bedingungen bei offenem Feuer getrocknet wird und dessen Holzrauch
zum Teil absorbiert worden ist. Die Blätter von 'fire-cured'
Tabak sind normalerweise dicker als Blätter von Burley-,
'flue-cured' oder Maryland-Tabak aus entsprechender Wuchshöhe.
Die Färbung reicht normalerweise von gelblich-braun bis
sehr dunkel-braun. Andere Farben und Farbmischungen ergeben sich
meist aus Veränderungen im Reifegrad oder durch andere Anbau-
oder Trocknungsweisen.<<
Quelle: Amtsblatt der europäischen Gemeinschaften C167 43.
Jahrgang 16. Juni 2000
Foto: Hans-Jürgen Rieger
Nach der Trocknung wurden die Tabakblätter sortiert,
gebündelt und für den Verkauf bereitgestellt.
Jacob Christoph von Grimmelshausen schrieb im Jahre 1667 in seiner
Schrift >Satyrischer Pilgram:
>>Er nutzt ja dem Bauern, der ihn ziehet, demjenigen, der
ihn spinnet, dem Kaufmann, der ihn über Land bringt und
dem Kaufherrn oder Krämer, der damit schachert.<<
Quelle: Egon Caesar Conte Corti >Geschichte des Rauchens<
Seite 109
Werfen wir noch einen kurzen Blick auf die Neue Welt und nach
England.
In Nordamerika, genauer gesagt in der englischen Kolonie Virginia
und ihrer Hauptstadt Jamestown, wurde der Tabak seit 1612 kommerziell
kultiviert. Davor wurde der Tabak für den englischen Bedarf
von den Indianern eingetauscht, möglicherweise gab es aber
auch schon eigene, kleinere Anbauversuche. Bereits im Jahre 1614
wurden die ersten in eigener Regie angebauten Tabakblätter
nach England exportiert. Die Siedler und Farmer erkannten bald
dass mit dem Tabak ein gutes Geschäft zu machen ist und
vergrößerten ihre Anbauflächen bis ganz Virginia
beinahe ein einziges Tabakfeld war. Der Tabak aus Virginia wurde
Dank seiner hervorragenden Qualität und der großen
Nachfrage im Mutterland sehr schnell zum Exportschlager.
Die Tabakfarmer erkannten aber auch dass die umfangreichen Arbeiten
die nun anstanden nicht mit den zur Verfügung stehenden
Arbeitskräften durchgeführt werden konnten und gingen
1619 auf das Angebot eines holländischen Unternehmers ein.
Der Holländer bot den Farmern eine Schiffsladung importierter
Sklaven (es sollen 19 Menschen gewesen sein) aus Afrika an und
so begann ein schreckliches und düsteres neues Kapitel in
der Geschichte Nordamerikas: Der Handel mit Sklaven. Billige
Arbeitskräfte für die riesigen Tabak- und Baumwollplantagen
Nordamerikas, die dazu noch ohne jegliche Rechte der puren Willkür
ihrer Besitzer ausgesetzt waren.
Auch in England wurde Tabak angebaut. Offensichtlich war dies
dem regierenden Monarchen König James I. der im übrigen
ein Tabakhasser war, ein Dorn im Auge denn in einer Verfügung
vom 30. September 1619 verbot er ab dem 2. Februar 1620 das Säen
und Pflanzen des Tabaks in seinem Reich. Der Grund war einfach:
der Monarch wollte den Import des Kolonialtabaks nicht durch
eigene Anpflanzungen gefährdet wissen. Gleichzeitig erklärte
er den Tabakimport als königliches Monopol. Zum Handel mit
Tabak war nur derjenige berechtigt der vom König das Patent
dazu erhielt. Dass diese Gunst nicht gerade billig zu erhalten
war versteht sich wohl von selbst. Das Tabakanbauverbot wurde,
wie konnte es auch nicht anders sein, nicht eingehalten und im
Jahre 1643 beschloss das Unterhaus eine bescheidene Steuer auf
den Kolonialtabak und eine hohe auf den im Lande gezogenen Tabak
zu erheben. Am 1. März 1644 wurde dann noch ergänzend
festgehalten dass der aus den spanischen Kolonien stammende Tabak
mit einer Einfuhrsteuer von 1 sh pro Pfund, der aus Virginia
stammende Tabak jedoch nur mit 2d pro Pfund belegt wurde. Das
Tabakanbauverbot in Großbritannien wurde erst im Jahre
1920 wieder aufgehoben. Meines Wissens nach wird Heute im Vereinigten
Königreich kein Tabak mehr angebaut.
Soweit in ganz groben Zügen einige Einzelheiten über
den Tabak aus botanischer, landwirtschaftlicher und historischer
Sicht.
Der Tabak wird heute in sehr vielen Ländern der Erde angebaut:
USA, China, Brasilien, Simbabwe, Malawi, Sambia, Türkei,
Griechenland und in Deutschland.
Der Anbau in Deutschland
Auf die deutschen Tabakanbaugebiete in ihrer geschichtlichen
Entwicklung näher einzugehen ist etwas schwierig weil wir
da Probleme mit den damaligen Grenzen bekommen. In den früheren
Jahrhunderten war Deutschland, besser formuliert >Das Heilige
Römische Reich Deutscher Nation< (es hatte Bestand bis
zum Jahre 1806) ja kein so gut gegliederter Staat wie Heute sondern
in zahllose Fürstentümer und Kleinstaaten zersplittert
die zudem noch oftmals untereinander in Fehde lagen. Ungeachtet
der damaligen geographischen Lage und der politischen Zugehörigkeit
ist es daher wohl besser die einzelnen Anbaugebiete in ihrer
heutigen (nach dem 2. Weltkrieg erschaffenen) Gestalt zu betrachten.
In Deutschland gab bzw. gibt es noch drei größere
Hauptanbaugebiete: Die Pfalz, Baden-Württemberg und Brandenburg.
Kleinere Anbauflächen finden wir noch im fränkischen
Bayern, Südhessen, Thüringen, in der Lausitz und in
Schleswig-Holstein.
>>Aus einer Liste von 1882 zur Gewerbezählung im Deutschen
Reich geht hervor, daß damals in der Rheinebene zwischen
Mainz und Straßburg rund zwei Fünftel des deutschen
Tabaks angebaut wurden. Im Jahre 1925 zählte man allein
im Amtsbezirk Karlsruhe 912 Arbeiter, die in der Tabakindustrie
beschäftigt waren. Der Gewerbezweig blühte in den 20er
und 30er Jahre auf, eine Entwicklung, die erst durch den zweiten
Weltkrieg unterbrochen wurde.<<
Quelle: http://www.knielingen.de/knielinger/heft_66/a66s063.htm
Rheinland- Pfalz
Die frühesten Nachricht über Tabakanbau in deutschen
Ländern stammen aus dem 16. Jahrhundert. Mit sehr großer
Wahrscheinlichkeit waren es Hugenotten die in den Jahren um 1570
aus Frankreich flüchteten und die Kenntnisse des Tabakanbaus
und das dazu benötigte Saatgut mit in die Pfalz brachten,
dort wurde im Jahre 1573 in der Ortschaft Hatzenbühl der
vermutlich erste Tabak in Deutschland angepflanzt und zwar vom
Pfarrer Anselm Anselmann im Pfarrgarten, so wird es jedenfalls
in der Ortsgeschichte überliefert. Wir werden weiter unten
nochmals auf diesen Ort der in früheren Zeiten wegen seiner
ausgedehnten Tabakfelder: >Pfälzisch Mazedonien< genannt
wurde zurückkommen.
Ebenfalls um 1570 sollen hugenottische Flüchtlinge im rechtsrheinischen
(Damals noch zur Kurpfalz gehörend, Heute Baden-Württemberg)
Seckenheim, Oftersheim und Friedrichsfeld Tabak angepflanzt haben.
Es gibt allerdings auch noch eine zweite, plausible Möglichkeit
wie der Tabakanbau in die Pfalz kam: In Holland das ja sehr starke
Handelskontakte zu England (dem >Mutterland der Pfeifenraucher<)
hatte, wurde bereits einige Jahre vorher (1561) Tabak angebaut.
Es ist wahrscheinlich dass auch durch holländische Einflüsse
der Tabakanbau an den Rhein gelangte.
Die Pfalz ist also möglicherweise als Keimzelle des Tabakanbaus
zu betrachten, sie war durch ihre fruchtbaren leichten humosen
Lehm-Sand-Böden für diesen Anbau nahezu prädestiniert
dazu.
Der Tabakanbau ging über den Rhein bis in den Westerwald.
Da von der Obrigkeit das Rauchen zeitweilig als der pure Luxus
betrachtet wurde und deshalb der geneigte Untertan nicht rauchen
müsse besannen sie die Oberen darauf den Tabak zu verbieten.
An anderer Stelle war davon schon zu lesen ( Der verbotene Genuss).
Im Jahre 1681 gab es im Westerwald eine Verordnung die den Krämern
das Tabak verkaufen verbot. Später wurde es wieder erlaubt
aber nun musste jeder der rauchen wollte den Nachweis liefern
dass er jährlich an die 50 Tabakpflanzen selber ziehe, so
entstanden dann überall im Westerwald Tabakplantagen.
In der Gegend von Straßburg (um dies noch anzuführen)
gab es ebenfalls ein sehr frühes Zentrum des Tabakanbaus:
>>Der Kaufmann Robert Königsmann aus Straßburg
wird genannt als derjenige, der damals aus England "Virginen-Saatgut"
mitbrachte und in Wachwörth 1620 Tabak anbaute und später
um 1648 in Benfelden und Mazenheim den Tabak ausweitete.<<
Quelle: Tosera - privater Tabakanbau für Zuhause http://www.tosera.de/geschichte.htm
Diese ersten zaghaften Anfänge in der Pfalz wurden einige
Jahre später deutlich forciert, denn im Jahre
1598 soll Pfalzgraf Friedrich IV. in der Kurpfalz die ersten
größeren Versuche im Tabakanbau unternommen haben.
Offensichtlich erwiesen sich diese Versuche als sehr positiv
denn im Laufe der Jahre entwickelte sich die Pfalz zum Tabakhauptanbaugebiet
in Deutschland.
1880 gab es in der Pfalz mehr als 200. 000 Pflanzer die an die
20.000 Hektar Tabakanbaufläche bewirtschafteten.
Heute ist der Tabakanbau in der Pfalz und namentlich in Hatzenbühl
sehr stark zurückgegangen: 1973 gab es in diesem Ort noch
322 Betriebe, davon waren 241 im Nebenerwerb und 81 im Haupterwerb
tätig, im Jahre 2000 gab es nur noch 10 Haupterwerb- und
etwa 15 Nebenerwerbsbetriebe.
In Wittlich bzw. in der Wittlicher Senke, eine ebenfalls sehr
fruchtbare und für den Tabakanbau geeignete Ebene, wurde
seit der Mitte des 18. Jahrhunderts Tabak angebaut., der erste
Hinweis darauf befindet sich in einem Schriftstück das darauf
hinweist dass 1747 in dieser Stadt bereits Tabakspinner ihr Handwerk
ausübten.
Foto: Hans-Jürgen Rieger
Über den Tabakanbau in dieser Gegend lesen wir:
>>So wurde im Jahr 1820 im Raume Wittlich auf einer Fläche
von über 100 ha Tabak angebaut. 1850 hatten 660 Betriebe
im Wittlicher Raum Tabak gepflanzt. 1926 dagegen wuchs die ehemals
beliebte Kultur nur noch auf 8,02 ha und 1968 war mit einer Anbaufläche
von nur mehr 6,3 ha der absolute Tiefstand erreicht. 1970, nach
Abschluss von Anbau- und Lieferverträgen mit festen Preisen,
pflanzten 21 Tabaker insgesamt wieder 14,03 ha mit Tabak, was
einer Fläche von 0,66 ha je Tabakbaubetrieb entsprach. Heute
sind es zwar nur mehr 8 Pflanzer, die sich der Tabakproduktion
verschrieben haben, aber diese wenigen Pflanzer bewirtschaften
wieder eine Tabakfläche von insgesamt 55,8 ha, das sind
9,3 ha je Betrieb Tabak. Hinter Schleswig-Holstein haben somit
die Wittlicher Tabakpflanzer die zweitgrößte Tabakfläche
je Betrieb in Deutschland.<<
Quelle: Kulturdatenbank Region Trier http://www.roscheiderhof.de/kulturdb/kultur/kultur1814.html
Wittlicher Tabak wurde nicht nur für Schnupf- und Kautabak
und später für Zigaretten verwendet, er bekam eine
gewisse Berühmtheit als >Wittlicher Strang<.
>>Besonders im Saarland erfreute dieser Tabak sich großer
Beliebtheit, da er dort eine Doppelfunktion erfüllte. Waren
die Kumpels in den Kohlegruben bei der Arbeit unter Tage, nutzten
sie ein abgeschnittenes Stück Strang, wegen des Rauchverbotes,
als Priem. War der Feierabend gekommen, wurde vom gleichen Strang
eine passende Ration in feine Streifen geschnitten und in Ruhe
ein Pfeifchen gepafft.<<
Quelle: Kulturdatenbank Region Trier http://www.roscheiderhof.de/kulturdb/kultur/kultur1814.html
Nach dem 2. Weltkrieg wurde in Pützfeld an der Ahr ein
großangelegter Versuch des Tabakanbaus gestartet. Im Frühjahr
1947 wurde von zahlreichen Hilfskräften erstmals der Tabak
angepflanzt und in der Folgezeit gepflegt.
Der Stundenlohn für die Arbeiter betrug damals 0,60 RM,
dazu gab es noch 1 gr. Tabak. Der gutgemeinte Versuch im Ahrtal
Tabak anzubauen und vielen Menschen nach den schweren Kriegsjahren
Arbeit und Brot zu geben schlug aber 1948 fehl. Die Währungsreform
füllte die Läden der Geschäfte wieder mit fast
allen Sachen die sich ein Mensch erträumen konnte, die Herstellung
des Tabaks wurde zu teuer und der Betrieb musste seine Pläne
aufgeben.
Der Tabakanbau in Herxheim und Umgebung begann erst gegen
Ende des 19. Jahrhunderts, so um das Jahr 1860 als von Hayna
aus der Anbau dieser Sonderkultur eingeführt wurde. 1879
wird in der Gaststätte >Zum Anker< die erste Herxheimer
Tabakfabrik gegründet.
>> Gerade in Hayna hat der Anbau der Sonderkultur Tabak
wesentliche Spuren im Ortsbild hinterlassen. Die dorfbildprägenden
Fachwerkgebäude und Tabakschuppen haben dem Dorf in den
80er Jahren den Bundessieg im Wettbewerb "Unser Dorf soll
schöner werden" eingetragen.<<
Quelle: CDU Kreisverband Südliche Weinstraße - Gemeindeverband
Herxheim
http://www.cdu-suew.de/verbaende/gvherxheim.htm
Tabelle 1
Quelle der Tabellen 1-3 und 5: http://www.wiz.uni-kassel.de/art/mit/boris/tabak/vortrag/t_dok1.html
Baden-Württemberg
In Baden-Württemberg, genauer gesagt im Landesteil Baden,
wird ebenfalls seit langer Zeit Tabak angebaut. Hier konzentrieren
sich die Anbaugebiete um die Städte Karlsruhe, Mannheim,
Heidelberg, die Ortenau südlich von Karlsruhe und im Markgräfler
Land, das ist der Landstrich vom Rheinknie bei Basel bis Breisach.
Es ist sehr wahrscheinlich dass in der heutigen Region Baden
der Tabakanbau vom Straßburger Raum über den Rhein
kam und in der fruchtbaren Rheinebene schnell Fuß fasste.
Bereits Ende des 17. Jahrhunderts gab es im Raum Basel und im
Markgräfler Land Tabakfabriken die den hier angebauten Tabak
verarbeiteten.
Eines der Zentren des Tabakanbaus in der Ortenau war (und ist
es immer noch) Lahr mit der Badischen Tabak Manufaktur (BTM)
die im Jahre 1920 in Lahr ansässig wurde. Der Grundstein
für die heutige BTM war die im Jahre 1871 in Straßburg
gegründete >Tabakfabrik Jules Schaller<.
Lange davor, im Jahre 1774, wurde ebenfalls in Lahr von Carl
Ludwig Lotzbeck eine Schnupftabakfabrik gegründet in der
einheimischer Tabak verarbeitet wurde.
In der Ortenau bauen Heute 120 Tabakpflanzer auf einer Fläche
von 500 Hektar Tabak an: vor allem den badischen Geudertheimer
(wir kommen später auf diese Tabaksorte zurück) und
Virginia.
Der Raum Karlsruhe-Mannheim und Heidelberg ist wohl mit das traditionsreichste
Anbaugebiet in Baden. Ortschaften wie Knielingen, Oftersheim,
Hockenheim, Heddesheim und Heidelsheim sind eng mit der Kultur
der Tabakpflanze verbunden. So sehr verbunden dass in der Chronik
der Ortschaft Heidelsheim im Jahre 1737 vermerkt wurde dass bei
Strafe von 200 Talern das Rauchen und Schnupfen von fremden Tabak
verboten wurde.
Offensichtlich sollten also die Raucher in dieser Gemeinde dem
hier angebauten Tabak den Vorzug geben.
Hockenheim ist nicht nur wegen seiner Rennstrecke bekannt sondern
auch durch den dort seit dem 17. Jahrhundert angebauten Tabak,
der allerdings keine besonders große Rolle mehr spielt.
Zigarren aus Hockenheim, die Zigarrenfabrik "Piazolo und
Ikrath" wurde 1860 gegründet, erfreuten sich lange
Zeit großer Beliebtheit. Aber auch hier war ein Niedergang
nicht mehr aufzuhalten: Die letzte Hockenheimer Zigarrenfabrik
schließt 1979 ihre Tore. Schuld daran war unter anderem
das Aufkommen des Zigarettenrauchens und der Wegfall der Exportländer
im Osten sowie eine übermächtige Konkurrenz von Billiganbietern
aus Übersee.
Betrachten wir nun einmal die Gemeinde Heddesheim, eine uralte
fränkische Siedlung >Heim des Hedo< , etwas näher.
Dort führen die ältesten Belege für den Tabakanbau
in das Jahr 1756, es wird berichtet dass der katholische Pfarrer
in eben diesem Jahr einen neuen Tabakschuppen erhalten hat.
>> Am 21.10.1772 erkaufte Leonard Baußewein, hießiger
Bürger, von der Bürgerin Wittib Gaberin, geborene Schrödelseckerin,
auf Gutheißung ihres Bruders Schultheis Conradt Schrödelsecker,
eine Behausung im Prostock (=Vorstadt) gelegen mit Platz für
eine Tabakkutsche." <<
Anmerkung 1
"Ein Jahr später, am 3.3.1773 erkeuft hießiger
Bürger Franz Maas vom Bürger Michael Schubach und seiner
Ehefrau Johanna, geb. Scherbin, eine Behausung mit Tabakschoppen
im unteren Dorf gelegen" und am 5. März 1775 kauft
Nikolai Alles, Bürger und Sattlermeister dahier, Tabakstangen".
Nochmals ein weiterer Beleg stammt vom 28.4.1780. Hier verkauft
Agnes Keßlerin Wittib zweiviertel Garten, bezahlt von Adam
Reinhardt mit noch vorrätig habenden 1778iger Tabak".
Diese letzte Äußerung zeigt dass Tabak offensichtlich
in hohem Ansehen stand, so dass er als Zahlungsmittel verwendet
wurde.
Quelle: http://www.heddesheim.de/download/1-3-Tabakanbau.pdf
Nach dem ersten Weltkrieg bis zum Jahre 1939 nahm Heddesheim
mit seiner Anbaufläche von 292,40 Hektar eine Spitzenposition
in den Tabakerzeugenden Ländern Deutschlands ein. 1935 betrug
der Tabakertrag 17938,52 Zentner. 1986 war der Ertrag auf 1615,80
Zentner.
Der Einschnitt kam aber im Jahre 1960 als der gefürchtete
Blauschimmelpilz große Teile der Anbauflächen vernichtete.
>>Für den entstandenen Schaden erhielten die Pflanzer
einen Zuschuß von Bund und Land, dennoch waren die Folgen
verheerend. 1961 konnte das Sandblatt und das Hauptgut nicht
verkauft werde. Ein drastischer Rückgang der Anbaufläche
folgte. Im Jahr 1963 bauten noch 74 Pflanzer eine Fläche
von 96 Hektar Tabak an und 1970 gab es 64 Pflanzer und eine Anbaufläche
von ca. 80 Hektar. Bis zum Jahr 1986 ging die Anbaufläche
auf 67 Hektar und die Zahl der Pflanzer auf 34 zurück.<<
Quelle: http://www.heddesheim.de/download/1-3-Tabakanbau.pdf
Nicht nur Schädlinge und Krankheiten setzten den Tabakpflanzen
zu sondern auch die Gewalten der Natur. So zerschlug im Jahre
1936 ein verheerendes Hagelunwetter den gesamten Tabakanbau der
Gemeinde Dielheim. Der Hagel soll auf der Dorfstraße an
die 5 cm hoch gelegen haben, so die Überlieferung.
Die mittelbadische Gemeinde Rust (Heute bekannt durch den
Europapark) war eine der ersten Ortschaften in Mittelbaden die
den Tabakanbau einführte, auch hier ging die Anregung dazu
von den Brüdern Lotzbeck aus die ja schon im Jahre 1774
in Lahr eine Schnupftabakfirma gegründet haben.
>> Mit schier unermüdlichem Eifer wurden die Landwirte
durch gedruckte Anweisungen, unentgeltliche Austeilung von Tabaksamen,
Abgabe von Setzlingen und durch Prämien zum Anbau der Tabakpflanze
ermuntert. <<
Weiter vernehmen wir aus der Gemeinde Rust:
>>Vermutlich wurde der Hanf durch das Aufkommen des Tabakanbaus
nach und nach aus der hiesigen Landwirtschaft verdrängt,
der gegen Ende des vorigen Jahrhunderts auch dem Zuckerrübenanbau
ein Ende bereitete. Dazu schreibt die Lahrer Zeitung vom 18.
Oktober 1892: "Das Abliefern der Zuckerrüben an die
Zuckerfabrik Waghäusel geht ihrem Ende entgegen. Die Pflanzer
sind sehr unzufrieden mit diesem Artikel, da er erstlich keinen
hohen Ertrag abwirft und zweitens das Reinigen der Rüben,
die nicht geschabt, nicht an der Haut verletzt und nicht gewaschen
werden dürfen, unsäglich viele Mühe macht, und
es drittens an der Bahn beim Einwiegen durch hohe Prozentabzüge
nicht lobend zugeht. So wurden von 4 bis 16 Prozent Abzüge
gemacht, weshalb denn von Rust aus klagend vorgegangen wird.
Im ganzen Bezirk wird das nächste Jahr kein Accord mehr
gemacht werden, denn jeder erkennt, dass das Tabakpflanzen angenehmer
und lohnender ist." <<
Quelle: http://www.rust.de/Geschichte/landwirt.htm
Eine überaus interessante Begebenheit gibt es noch aus
Sandhausen zu berichten.
>>1854 kam es wegen Vermietung der Kirchenspeicher Sandhausen
und St. Ilgen zu ernsten Auseinandersetzungen zwischen dem Ordinariat
und der Regierung des Unterrheinkreises. Das Ganze kam so: Der
neue Pfarrer von Leimen trug Bedenken gegen die Vermietung der
Kirchenspeicher zum Trocknen von Tabak und Hopfen und legte Einspruch
dagegen zumal die Kirchenspeicher nur durch Kirche begangen werden
können. Mieter hätten sogar eigene Schlüssel,
der in St. Ilgen sei Nichtkatholik, der andere wohl Katholik,
führe aber in Wirtshäusern gehässige Reden gegen
die Kirche und habe sich auch schon an fremdem Eigentum vergriffen.
Die Regierung lehnte den Einspruch als ebenso unbegründet
wie gehässig ab, zumal das Ganze zum Vorteil des Stiftungsfonds
dieser Gemeinden sei. Das Ordinariat verbat sich den Ton, stimmte
aber unter der Bedingung, daß der Schlüssel bei der
Kirche bleibe, der weiteren Verpachtung zu, »weil auch
in früheren Jahren solche Verpachtungen geschehen sind und
die Local Kirchenfonds dieser kleinen Gewinne dringend bedürfen
«.
Quelle: http://www.kirche-sandhausen.de/kath/geschichte.htm
In Waibstadt begann der Tabakanbau zu Beginn des letzten Jahrhunderts,
also recht spät im Vergleich zu anderen Ortschaften im nördlichen
Baden-Württemberg. 1938 wurde auf der Flur >Schellmenbaum<
ein Tabakschuppen errichtet in dem die Tabakblätter getrocknet
wurden. Die Tabakblätter wurden dann im Winter abgenommen
und zu Büscheln gebunden, diese Büschel wurden dann
am Verkaufstag von den Begutachtern geprüft und nach Qualitäten
beurteilt. So konnten je nach Qualität der Ware noch Zuschläge
zum Grundpreis erhofft werden.
>> Der Tabakanbau wurde von der badischen Landesdirektion
streng überwacht. Mit Zustimmung der amerikanischen Militärregierung
durften 1946 in Nordbaden 3500 ha Tabak angepflanzt werden. Hiervon
entfielen auf Waibstadt 12 ha. Diese 12 ha verteilten sich auf
121 Planzer.<<
Quelle: http://www.olfs-online.de/img/kurt/htm/tabak.htm
Aber auch in dieser Gemeinde war dem Tabak keine überaus
lange Zukunft beschieden: 1962 erfolgte der letzte Tabakanbau
auf der Markung Waibstadt.
Im Raum Bodensee bestand ab der zweiten Hälfte des 18.
Jahrhunderts ebenfalls ein kleineres Anbaugebiet. Rauch- und
Schnupftabakfabriken wurden zwischen 1764 und 1766 gegründet
jedoch erlangte der Tabakanbau in dieser Region keine große
Bedeutung
Tabelle 2
Bayern, Hessen und Nordrhein-Westfalen
In Bayern gewinnt der Tabakanbau im Laufe des 17. Jahrhunderts
zunehmend an Bedeutung, er war allerdings noch im Jahre 1654
in Franken mit einem völligen Verbot belegt. Der Rat der
Stadt Nürnberg duldete aber eigenartigerweise den wilden
Anbau.
Der Tabak wird hauptsächlich im fränkischen Landesteil
angebaut. Zwei Anbaugebiete sind hier bekannt: Die Gegend um
Schwabach und das sogenannte Knoblauchland, gelegen zwischen
Nürnberg, Fürth und Erlangen.
Im Jahre 1667/68 wurden dem städtischen Schauamt in Nürnberg
2.700 Zentner Tabak, 1668/69 über 6.000 Zentner und 1669/70
etwa 4.000 Zentner zur Festsetzung des "Schaugeldes"
vorgelegt. Anmerkung 2
In Schwabach wurde und wird noch die Dreifelderwirtschaft betrieben:
Zwei Felder wurden mit Getreide bepflanzt, das Dritte lag brach
und wurde entweder mit Kartoffeln oder mit Tabak bepflanzt. Nach
dem gleichen Verfahren wurde auch im Knoblauchland in den Ortschaften
Boxdorf, Neunhof, Großgründbach und Sack der Tabak
angebaut.
Die Anbaufläche im Kreis Schwabach beträgt an die 401
ha, insgesamt werden in Franken von 75 Tabakpflanzern ca. 724
ha Tabak angebaut.
In Hessen, vornehmlich in Südhessen, hat der Tabakanbau
ebenfalls eine lange Tradition die bis in die Jahre nach dem
Dreißigjährigen Krieg zurück reicht.
In Lorsch, der Gemeinde mit dem weltberühmten Kloster, wurde
Tabak seit 1670 angebaut. 1940 gab es in Lorsch 6000 Einwohner
von denen 2000 in der Tabakindustrie tätig waren. Heute
ist der Tabakanbau und seine Verarbeitung zu Zigarren nahezu
zum erliegen gekommen. Die letzte Zigarrenfabrik schloss im Jahre
1983 ihre Tore, die letzte Tabakfabrik 1994. Nur die Exponate
im Museum von Lorsch erinnern noch an diese Zeit.
Vom Kloster, 1992 von der UNESCO zum Weltkulturerbe ernannt,
stehen Heute nur noch die berühmte Königshalle, die
Zehntscheune und die Reste der Klosterkirche in der die Lorscher
bis weit in das 20. Jahrhundert hinein ihren Tabak trockneten.
Alle übrigen Gebäude der weiträumigen Klosteranlage
brannten während des Dreißigjährigen Krieges
fast komplett nieder.
Noch eine kleine Anmerkung: Siegfried, der vom grimmigen Tronjer
erschlagene Held, soll im Kloster Lorsch seine letzte Ruhestätte
gefunden haben.
In vielen Gemeinden im südlichen Hessen wurde und wird immer
noch Tabak angebaut: Bensheim, Nordheim, Hofheim und Lampertheim
(dort begann der Tabakanbau bereits im Jahre 1686) sind alte
traditionsreiche Tabakanbaugemeinden. In Hofheim wurde sogar
der Dachboden des Alten Rathauses als Tabakspeicher genützt,
im säulengestützten Untergeschoss standen die Erntewagen.
Die Räumlichkeiten des Rathauses optimal als Lagerfläche
ausnutzen war offensichtlich auch in anderen Ortschaften üblich:
Auch in Schwabach im fränkischen Teil von Bayern wurde im
Rathaus Tabak gelagert.
Heute wird noch eine Fläche von etwa 30 Hektar für
den Tabakanbau genützt, das ist im Vergleich zur Pfalz (1.222
ha) und Baden-Württemberg (1.794 ha) sehr gering.
Nordrhein-Westfalen
In dem Abschnitt über die Pfalz wurde das Tabakanbaugebiet
Wittlich erwähnt. Wittlich gehörte in früheren
Zeiten zum Tabakgebiet Rheinland welches von Kleve im heutigen
Nordrhein-Westfalen bis nach Sobernheim an der Nahe reichte.
In diesem großen Gebiet, einst das zweitgrößte
Anbaugebiet Deutschlands, wurde im Jahre 1827 2740 Morgen Tabak
angepflanzt. (1 Morgen entsprach ursprünglich der Fläche
die ein Bauer an einem Morgen umpflügen konnte. Im allgemeinen
ca. 0, 25 ha)
Im rechtsrheinischen Emmerich lässt sich der aus den nahen
Niederlanden übernommene Anbau erstmals für das Jahr
1720 nachweisen.
In Kleve wurde ebenfalls schon Mitte des 17. Jahrhunderts Tabak
kultiviert. Es wird vermutet dass er von protestantischen Glaubensflüchtlingen
aus der Pfalz die sich um 1740 auf der Gocher Heide niederließen
ins Land gebracht wurde. Der Anbau des Tabaks der zudem noch
recht kräftigen Gewinn abwarf verbreitete sich sehr rasch
im Großraum Kleve. Das kleine Dörfchen Wissel, am
linken Rheinufer gelegen, wurde im Laufe der Jahre zu einem der
Hauptorte des Tabakanbaus in dieser Gegend deren sandig-lehmige
Bodenbeschaffenheit bestens für den Anbau dieser exotischen
Pflanze geeignet war.
>>Das ganze 19. Jahrhundert hindurch wurde der 'Wissel-Rico'
weithin hoch geschätzt: Galt er zur Zeit Napoleons als 'den
ersten van het fransche Keyser-Ryk', wurde er um 1875 in den
Auslagen Pariser Läden als 'Veritable tabac de Wissel' angepriesen
und war dort auch noch 1957 erhältlich. <<
Quelle: http://www.stiftsmuseum-wissel.de/Ausstellungen/Tabak/body_tabak.html
1960 wurde die Tabakproduktion in Wissel eingestellt, das veränderte
Konsumverhalten der Raucher und die Konkurrenz ausländischer
Tabakerzeuger untergruben die wirtschaftliche Bedeutung des Anbaus
für die einheimischen Pflanzer.
Niedersachsen und Thüringen
In Südniedersachsen finden wir, grenzüberschreitend
zu Thüringen, das Eichsfeld, mit eines der ältesten
Anbaugebiete in Deutschland. Der nördliche Teil des Eichsfeldes
das >Untereichsfeld<, auch >Goldene Mark< genannt
wird von Duderstadt dominiert, im südlichenTeil >das
Obereichsfeld< sind die Kleinstädte Heiligenstadt und
Worbis die wichtigsten. Der Name >Goldene Mark< entstand
zum einen aus der Fruchtbarkeit des dortigen Bodens und zum anderen
wegen dem gewinnbringenden Tabakanbau.
In der Goldenen Mark hat der Tabakanbau eine sehr lange Tradition.
In Duderstadt wird erstmals im Jahre 1666 urkundlich der Tabakanbau
erwähnt. In einer Kämmereirechnung finden wir die Aussage;
daß Friedrich Widitz eine Strafe von 20 Fürstengroschen
zu zahlen habe weil er am heiligen Tage im >Tuback< gearbeitet
hat.
1673 wurde vom Rat der Stadt Duderstadt eine Ratsordnung erlassen
in der die Qualitätsanforderungen, die Handels-und Geschäftsbedingungen
genauestens geregelt wurden.
1682 erfasste die Pest die Bevölkerung des Eichsfeldes und
der Tabakanbau ging dramatisch zurück, erst in der Mitte
des 18. Jahrhunderts erholte er sich wieder, aber erst im Jahre
1872 erreichte die angebaute Fläche die Größe
wie sie vor der Pest war.
Ausbringen der jungen Tabakpflanzen
im Eichfeld 1930
Quelle: Knasterkopf 11
>>Die Zeit bis zum 2. Weltkrieg ist gekennzeichnet durch
ein starkes auf und ab der Anbaufläche und der Zahl der
Pflanzer. Die Anbaufläche reichte von 45 bis zu 361ha, die
Pflanzerzahl von 441 bis 2338.<<
Quelle: http://www.wiz.uni-kassel.de/art/mit/boris/tabak/vortrag/t_dok2.html
Tabelle 3
In den Jahren nach dem Krieg war ein starker Anstieg des Tabakanbaus
zu verzeichnen der aber sehr bald ins stocken geriet: Der gefürchtete
Tabakmosaikvirus schlug zu und vernichtete die Ernten. Mit dem
aussäen resistenter Sorten schien diese Gefahr gebannt als
1960 der Blauschimmel dem Tabak den Garaus machte. 1968 war das
Ende des Tabakanbaus in der Goldenen Mark gekommen. Beigetragen
zu dem Ende hat nicht nur der Blauschimmel, eine gefürchtete
Pilzerkrankung der Tabakpflanze, sondern auch die gestiegenen
Löhne in der Landwirtschaft und die Konkurrenz billigerer
Tabakerzeugerländer auf dem Weltmarkt. Es war hier im Eichsfeld
die gleiche Situation wie in vielen anderen Anbaugebieten.
1983 wurde im Eichsfeld dann ein Neuanfang gewagt. Heute wird
auf einer Fläche von etwa 8 ha wieder Tabak angebaut.
Ein weiterer Standort der Tabakerzeugung ist die Stadt Northeim
und Umgebung aber auch dort haben sich, wie in manchen anderen
Gebieten, nur noch geringe Reste erhalten. Im 18. Jahrhundert
war >Northeimer Tabak< allerdings ein Begriff wegen seiner
guten Qualität.
In Nörten im Kreis Northeim wurde der Tabakanbau bereits
im Jahre 1663 urkundlich erwähnt.
Im übrigen Niedersachsen war der Tabakanbau ohne nennenswerte
Bedeutung, er wurde hauptsächlich für den Eigenbedarf
angebaut. Ein Großteil des verarbeiteten Tabaks war Importware
der über Hamburg und Bremen verhandelt und in Niedersachsen
verarbeitet wurde.
Die hannoversche Regierung versuchte zwar gegen Ende 18. Jahrhunderts
dem Tabakanbau neue Impulse zu geben, es wurden sogar von dem
Beamten Wundram Fragebögen und Anleitungen verschickt die
Resonanz war aber sehr gering.
Der kommerzielle Anbau von Tabak wurde nach 1945 wieder aufgenommen.
Es waren zumeist Flüchtlinge aus dem Osten die auch dort
schon Tabakbauern waren und sich nun hier in Niedersachsen eine
neue Existenz aufbauen wollten. Auch einheimische Bauern wollten
sich mit dem Anbau von Tabak, der in den damaligen Zeiten Mangelware
war, eine neue Verdienstmöglichkeit erschaffen. Im Kreis
Sulingen waren es in jenen Jahren an die 40 Bauern die Tabak
anpflanzten. Anfang der 50er Jahre wurde der nordwestdeutsche
Tabakanbauverein mit 200 Mitgliedern gegründet, bis Ende
der 50er Jahre stieg die Anzahl der Mitglieder auf über
400. danach nahm die Zahl der Betrieb wieder ab. Eine Pilzepidemie
im Jahre 1959 tat das übrige zu diesem Schwund noch dazu.
Heute sind im gesamten norddeutschen Raum nur noch 7 Betriebe
mit dem Anbau von Tabak beschäftigt.
Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern
Im neuen Bundesland Brandenburg liegt die Uckermark, eine
eiszeitlich geformte Landschaft zwischen oberer Havel und unterer
Oder, die im Norden hauptsächlich landwirtschaftlich genutzt
wird. Hier hat der Tabakanbau ebenfalls eine sehr lange Tradition
die von den aus Frankreich eingewanderten Hugenotten gegen Ende
des 17. Jahrhunderts begründet wurde.
Junge Tabakpflanzen
Quelle: Internet
Deutschland war nach dem Dreißigjährigen Kriege
verwüstet, die Bevölkerung durch die Kriegsfolgen und
die in weiten Teilen des Landes wütende Pest ausgedünnt,
zudem lag das Land in seinen landwirtschaftlichen Anbauflächen
zum größten Teil brach. Diesen Missstand wollten die
deutschen Könige, allen voran der Große Kurfürst
von Brandenburg durch die Zuwanderung ausländischer Arbeitskräfte
zu beheben versuchen.
Mit dem Erlass von Potsdam vom 29. Oktober (8. November) 1685
versuchte Kurfürst Friedrich Wilhelm die Ansiedlung der
Hugenotten besonders zu fördern.
Es heißt darin:
"Nachdem die harten Verfolgungen und rigoureusen proceduren,
womit man eine zeithero in dem Königreich Frankreich wider
Unsre der Evangelisch-Reformierten Religion zugethane Glaubensgenossen
verfahren, viel Familien veranlasset ihren Stab zu versetzen
und aus selbigem Königreich hinweg in andere Lande sich
zu begeben, sind wir aus gerechtem Mitleiden bewogen worden vermittelst
dieses von Uns eigenhändig unterschriebenen Edikts denselben
eine sichere und freye retraite in allen unsern Landen und provincien
in Gnaden zu offerieren, und ihnen daneben kund zu thun, was
für Gerechtigkeiten Freyheiten und Proerogativen Wir ihnen
concedieren gnädigst gesonnen seyn, um dadurch die große
Noth und Trübsal auf einige Weise zu sublevieren und erträglicher
zu machen."
Quelle: http://www.ingwi.de/Chronik/Hugenotten/body_hugenotten.html
So entstanden hauptsächlich in der Uckermark mehrere
Siedlungen in denen sich französische Tabakbauern niederließen
und dort den Grundstein für die aufkommende Tabakproduktion
legten. Viele dieser Zuwanderer kamen aus der Pfalz wo sie sich
zuerst niedergelassen hatten aber infolge der pfälzischen
Erbfolgekriege zur Emigration nach Osten gezwungen wurden.
Schwedt, dort war im Jahre 1686 der aus Holland geworbene Tabakpflanzer
Couverden der Erste, und Vierraden in der Uckermark wurden durch
die Einwanderer langsam die Zentren des brandenburgischen Tabakanbaus.
>>Schwedt (vermutlich altslawisch: swjaty, sweti, suetu)
bedeutet etwa "heilig" In Schwedt, wo der Dreißigjährige
Krieg (1618 - 48) viele Verwüstungen angerichtet hatte,
und nur noch etwa 15 Prozent der zuvor vorhandenen Bevölkerung
zurückgeblieben war, kamen die Neuzuwanderer genau richtig,
um den Wiederaufbau zu unterstützen. Während und nach
dem Krieg waren finanzielle Probleme im Kurfürstentum aufgetreten,
was Friedrich Wilhelms Vorgänger unter anderem dazu zwang,
die Herrschaft Schwedt an den Grafen Harrensbach zu verpfänden.
Seine dritte Frau, Dorothea von Holstein kaufte die Stadt zu
einem Preis von 26'500 Talern von diesem Grafen zurück und
die Herrschaft ging auf sie über. Die Kurfürstin plante,
aus der Herrschaft Schwedt einen Kurfürstensitz für
ihre Söhne zu machen. Damit schuf sie für Schwedt für
die Dauer eines Jahrhunderts einen Abschnitt der Blüte.
Sie bot den Hugenotten die Besiedlung dieser Region unter besonders
günstigen Bedingungen an. Ihnen wurden die verlassenen Höfe
und Ländereien angeboten, sie erhielten 10 "Freijahre"
und gegen Zahlung eines Dienstgeldes die Freistellung von Frondiensten.
Diese Freiheiten wurden als Privilegien definiert und durch ein
sog. Koloniegericht kontrolliert. Als Ergebnis dieser Besiedlung
entstand zum Beispiel der von der Markgrafenfamilie erbaute Berlischky
Pavillon als französich-protestantische Kirche. Ebenso legten
die Hugenotten in Schwedts Niederungen die sog. "Französischen
Gärten" an, zu deren Bewässerung später unter
anderem der inzwischen restaurierte Wasserturm genutzt wurde.
Ortschaften in der Schwedter Umgebung, wie Groß- und Klein
Ziethen, Berkholz und Vierraden sind fast vollständig von
Hugenotten gegründete Gemeinden. 1689 starb die Kurfürstin
und hinterließ in Schwedt 125 bewohnte Bürgerhäuser,
statt 43, die sie nach dem Krieg vorgefunden hatte.
Wichtig für unsere Region sind dabei die von den Hugenotten
mitgeführten kulturellen und wissentschaftlichen Errungenschaften.
Auffällig ist unter anderem die Vielzahl der unterschiedlichen
Berufsgruppen: Vom tailheur d'habits (Herren und Damenschneider)
über den mestre armurier (Waffenschmied) und den chef de
cuisine bis zum Webermeister, Kurzwarenkaufmann, Kleinhändler
von Manufakturwaren, Wollkämmer, Chirurgen und natürlich
planteur de tabac, bourgeois (Tabakpflanzer- und Bürger)
waren die unterschiedlichsten Handwerke und Zünfte vertreten.
Beispiele für die gehobene Lebensart der Franzosen sind
das eingeführte Bier (bekanntestes Beispiel ist die "Berliner
Weiße"), die heute als "Eberswalder Würstchen"
bekannten "saucischen", Spargel, Blumenkohl, Weißbrot
und natürlich der Tabak.
Der dafür besonders günstige Boden und das Klima in
Schwedt und Vierraden war der Schlüssel für die Entwicklung
vieler vom Tabakanbau abhängiger Wirtschaftsgruppen:
Tabakplanteure, Tabakkaufmänner- und Fabrikanten, Hersteller
von Kau- und Zigarrentabak. Unter Dorotheas Nachfolger, ihrem
ersten Sohn Philipp Wilhelm, entwickelte sich Schwedt zu der
sog. "Perle der Uckermark". Während seiner Regentschaft
entstanden unter anderem die ersten Tabakspeicher, er veranlaßte
auch den Bau des Berlischky Pavillons.
Die Familie Harlan (Abraham und Jakob H.) betrieb unter anderem
eine Schnupf- und Rauchtabakfabrik auf dem Gelände des heutigen
Flinkenbergs mit 188 Beschäftigten und Lagerraum für
25'000 Zentner Tabak. Im Jahre 1800 gab es in Schwedt 310 Bürgerhäuser,
4196 Einwohner, davon 198 französische Refugiés,
außerdem 374 bestellte Morgen Tabak, die etwa 2619 Zentner
(etwa 130 Tonnen) Ertrag einbrachten, 3 Tabakfabriken beschäftigten
316 Mitarbeiter, 75 Tabakpflanzer (Planteure) und 11 Tabakspinner.
Damit waren die französischen Zuwanderer ein herausragendes
Beispiel für die wirtschaftliche Kompetenz und die Integrationsfähigkeit
der Hugenotten in Brandenburg. <<
Quelle: http://gauss.schwedt.com/projekte/migration/leithuge.htm
Als in Nordamerika der Unabhängigkeitskrieg (1775-1781)
begann kam die Einfuhr des Virginiatabaks ins stocken, dadurch
erfuhr der Tabakanbau in der Mark Brandenburg eine beträchtliche
Ausdehnung. Allerdings wurde Damals nur der gewöhnliche
Landtabak angebaut und dessen Qualität war ganz gewiss nicht
überragend. Friedrich Wilhelm II., preußischer König
ab 1740, wollte aber die einheimische Produktion so verbessern
dass sie mit dem Tabak aus Virginia gleichziehen konnte.
>> Er habe die Idee, schrieb er am 16. Januar 1780 an Franz
Carl Achard (1753-1821), den Chemiker der Berliner Akademie der
Wissenschaften, »ob es möglich sei, eine solche Sauce
zu erfinden, die auf keine Weise schädlich sei und dennoch
den hiesigen Landblättertabak verbessern kann, daß
solche dem virginischen, wo nicht in totum, so doch in tantum
an Bonité gleichkömmt. Ich bin gesonnen und verspreche
es hiermit, demjenigen, der ein dergleichen Mittel, das nicht
schädlich sei, ausfindig macht, ... eine Pension von eintausend
Taler jährlich zu geben, und trage Euch also hierdurch auf,
allen ersinnlichen Fleiß daran zu wenden und recht darauf
zu studieren, wie Ihr mittelst Eurer chemischen Kenntnisse ein
dergleichen Mittel erfinden möget.«
Quelle: http://www.berlinische-monatsschrift.de/bms/bmstxt99/9911prod.htm
Wie diese großangelegten Versuche ausgegangen sind ist
unbekannt geblieben. Näheres dazu findet der geneigte Leser
unter der in der Anmerkung angebebenen URL.
Heute ist die Uckermark ( sie gehört zu der Erzeugergemeinschaft
Nordost) neben der Pfalz und Baden das drittgrößte
Erzeugerland in der Bundesrepublik Deutschland
Tabelle 4
Quelle: http://www.brandenburg.de/land/mlur/l/pflanze/tabak.htm
Der hohe Norden
Im Jahre 1627 wird das Rauchen (Toback-Drincken) in Schleswig
heimisch und, so wird überliefert, es galt als Zeichen ihres
Ehestandes wenn eine Frau auf der Straße rauchte.
Wann erstmals Tabak im nördlichsten Bundesland angebaut
wurde kann ich nicht sagen, die Quellen geben keine Auskunft
darüber. Fest steht aber dass Heute an die 180 ha landwirtschaftliche
Nutzfläche dem Tabakanbau vorbehalten sind. Diese Fläche
bewirtschaften an die 32, nach einer anderen Quelle 20 Tabakbauer
die hauptsächlich den Virginia Tabak der Sorte Goltar (Glotha,
Glota) anbauen, Burley oder gar der Geudertheimer wird in Schleswig-Holstein
nicht kultiviert.
Die Anbaugebiete, leichte und lockere Sandböden, liegen
in der Gegend von Lauenburg, Rendsburg-Eckernförde, bei
Klein Vollstedt und in Gnutz.
Über den Tabakanbau in der Gegend um Gnutz wird berichtet:
>>Auf dem mittelschweren Boden wird vielerlei angebaut.
Die für uns interessanteste Frucht ist der Tabak! Nach dem
Kriegsende fing ein Bauer damit an. Viele folgten ihm, und auch
als die DM und damit wieder die Importtabake kamen, blieb man
dabei. Im Gnutzer Raum werden heute noch ca. 10 ha Land mit Tabak
bebaut. Auf den ha rechnet man eine Ernte von ca. 20 Doppelzentnern.
Abnehmer ist die bekannte Bremer Firma Brinkmann. Zur Zeit der
Tabakernte im Juli und August rollt Woche für Woche ein
Spezialtransporter ins Dorf und nimmt hier seine Ladung auf."
Im Laufe der Jahrzehnte wurde der Tabakanbau in Gnutz rationeller
und professioneller. Die Anbaumethoden, Trocknungsanlagen und
weitere technische Hilfsmittel wurden mit der Zeit modernen Erfordernissen
angepaßt. 1995 - so ist es in der jüngeren Ortschronik
nachzulesen - wurden von den vier Gnutzer Tabakbauern noch immer
rund 25 Hektar angebaut. Folglich pustet so mancher Raucher den
blauen Dunst aus Gnutzer Tabak in die Luft, ohne es zu wissen.
<<
Quelle: http://www.amt-nortorf-land.de/gemeinden/10/10-geschichte.html
Die in Deutschland angebauten
Tabaksorten
Ohne hier nochmals zu ausführlich ins Detail gehen zu
wollen will der Verfasser dennoch die in Deutschland angebauten
Tabaksorten im Einzelnen noch kurz vorstellen. (Siehe dazu auch
den Artikel "Der Tabak und seine verschiedenen Sorten"
zufinden in >Tabakkunde<).
Virginia
Diese Tabaksorte wird in allen tabakerzeugenden Ländern
Deutschlands in unterschiedlichen Mengen angebaut und ist wohl
auch zugleich die bekannteste. Er bevorzugt einen leichten und
lockeren sandigen Boden, das Klima sollte gemäßigt
bis warm sein. Düngung und Feldpflege, die Pflanzen lieben
ausreichend Platz zum wachsen, werden optimal auf die Bedürfnisse
der Pflanze abgestellt und garantieren, wenn das Wetter und Ungeziefer
keinen Streich spielt, einen hohen Ertrag. Die 18 bis 20 erntefähigen
Blätter werden heißluftgetrocknet (flue-curing) und
dann in der Hauptsache für Zigarettentabak verwendet.
Die Beliebtheit des Virginia Tabaks nimmt in Deutschland laufend
zu, dies verdankt er nicht nur seiner schönen gelben Farbe
sondern auch seinen relativ milden und leichten Rauch. Es ist
noch anzumerken dass es eine Vielzahl von Virginiazüchtungen
gibt, die bekannteste dürfte vermutlich Gold A und D sein,
die Sorte Glotha wird, wir haben es gelesen, in Schleswig-Holstein
kultiviert und hat einen besonders niedrigen Nikotin und Teergehalt.
Im deutschen Anbau, er wurde nach dem zweiten Weltkrieg stärker
forciert, nimmt der Virginia Tabak ca. 10% der Fläche ein.
Der Burley
Dieser Tabak hat eine eigenartige Geschichte denn er entstammt
keiner Züchtung sondern auf Grund einer Mutation die zuerst
im Jahre 1864 auf einem Feld im amerikanischen Bundesstaat Ohio
entdeckt wurde. Burley weist einen genetisch bedingten Chlorophyllmangel
aus, der sich ungünstig auf das Wachstum nicht nur des Burley´s
sondern aller Pflanzen auswirkt. Im Falle des Burley verursacht
dieser Mangel eine verlangsamtes Wachstum, eine erhöhte
Anfälligkeit gegenüber Krankheiten und eine erhöhte
Empfindlichkeit gegenüber einem Nährstoffmangel. Im
Vergleich zu dem recht unempfindlichen und pflegeleichten Virginia
Tabak erfordert der Burley dadurch eine erhöhte Aufmerksamkeit.
Der Burley unterscheidet sich von anderen Sorten durch sein schnelleres
vergilben, seine hell bis mittelbraune Farbe und dem aromatischen
Geruch des Rauches. Der Burley, speziell der in Deutschland angebaute
Badische Burley E reagiert auf Witterungseinflüsse sehr
ungünstig, ist anfällig gegen Wurzelerkrankungen und
verträgt keine zu enge Stellung der Fruchtfolge.
Burley, er wird zur Zigaretten und Pfeifentabakherstellung verwendet,
gedeiht am besten auf leichten bis mittelschweren Böden,
braucht ein mäßig warmes, nicht zu trockenes Klima
und dazu noch die optimale Pflege.
Burley wird, außer in Schleswig-Holstein, in allen Bundesländern
angebaut, seine Anbaufläche nimmt etwa 50% ein. Ebenso wie
beim Virginia gibt es von diesem Tabak eine Vielzahl von Varianten.
Der Geudertheimer
Dieser Tabak wurde nach einem Ort im Elsaß benannt und
gehört zu einer alten Landtabaksorte. Der Geudertheimer
wurde ursprünglich für die Zigarrenherstellung angebaut,
Heute findet er aber daneben auch noch als Schneidegut in der
Zigaretten und Pfeifentabakherstellung seine Verwendung.
Geudertheimer benötigt für sein optimales Wachstum
lehmig-sandige Böden, bei einer verwertbaren Blattzahl zwischen
16 und 18 bringt er mittlere bis hohe Erträge im Anbau.
Der Geudertheimer ist in seinen Ansprüchen gegenüber
Umweltbedingungen etwas toleranter als der Burley, außerdem
ist er gegen Wurzelkrankheiten und Virenbefall relativ unempfindlich.
In den dreißiger Jahren des letzten Jahrhunderts wurde
in Baden und in der Pfalz versucht den Tabak unter Schattenzelten
zu kultivieren um Deckblätter für die Zigarrenherstellung
zu gewinnen, diese Versuche wurden aber aus wirtschaftlichen
Gründen wieder eingestellt.
Sein Blatt wird ausschließlich in der Luft, im Freien,
getrocknet (air-curing), und bekommt dadurch eine rotbraune,
helle Farbe. Die Lufttrocknung des Geudertheimers hat allerdings
einen gravierenden Nachteil: Bei ungünstigen Wetterbedingungen
kann es zu erheblichen Qualitätseinbußen kommen.
Geudertheimer Tabak wird hauptsächlich in Baden-Württemberg,
Rheinland-Pfalz (dort auf einer Fläche von 60% der gesamten
pfälzischen Tabakanbaufläche) und in Brandenburg angebaut
und belegt insgesamt eine Anbaufläche von ca. 40% im bundesrepublikanischen
Tabakanbau.
In den Statistiken, um dies noch zu erwähnen, taucht der
Geudertheimer gelegentlich unter der Bezeichnung DLT (dunkler
Luftgetrockneter) auf.
Tabelle 5
Einen interessanten Hinweis auf frühere Praktiken bei
der Rauchtabakherstellung fand der Verfasser im Meyers Konversationslexikon
vom Jahre 1897 Band 16. Dort wird angeführt dass es oftmals
zu Unterschiebungen minderwertiger Tabaksorten kommt um bessere
vorzutäuschen und möglicherweise den Ertrag zu strecken.
Auch würden fremde Blätter wie z.B. Runkelrübe,
Kartoffel, Ampfer, Zichorie, Rhabarber, Huflattich, Kirsche,
Rose und noch andere mehr dem Tabak beigemengt. In einem Gesetz
vom 16. Juli 1879, betreffend der Besteuerung des Tabaks, werden
Kirschen,, Rosen- und Weichselkirschenblätter als erlaubte
Zusätze zum Tabak angeführt.
Über die momentane Lage am deutschen Tabakmark gibt eine
Pressenotiz des ZMP (Zentrale Markt und Preisberichtsstelle für
Erzeugnisse der Land- Forst- und Ernährungswirtschaft) Auskunft:
>> Höhere Tabakernte 2001
Fläche nahm erneut zu
(ZMP) - Der deutsche Tabakanbau expandierte in den vergangenen
fünf Jahren kontinuierlich. Betrug die Fläche 1996
gerade 3.414 Hektar, waren es 2001 nach amtlichen Angaben bereits
4.624 Hektar; ein Zuwachs von gut 35 Prozent. Die Ertragsschwankungen
hielten sich in diesem Zeitraum in engen Grenzen, die Erträge
lagen zwischen 24,0 und 25,5 Dezitonnen je Hektar. Im vergangenen
Jahr wurden 24,7 Dezitonnen erreicht. Die gesamte Erntemenge,
dachreif und trocken, summierte sich 2001 auf 11.440 Tonnen;
das waren 4,2 Prozent mehr als ein Jahr zuvor und fast 38 Prozent
mehr als 1996. <<
Quelle: http://www.zmp.de/presse/nachrichten/zmpnac69.htm
Subventionen und Prämien
Subventionen sind Leistungen die der Staat ohne direkte wirtschaftliche
Gegenleistung gewährt. So könnte man diesen Begriff
in aller Kürze definieren. Mit den Subventionen, die nicht
unproblematisch sind und schon oftmals für erheblichen Ärger
gesorgt haben, sollen strukturschwache Gebiete sowie Zweige der
Wirtschaft (Nischenprodukte in der Agrarwirtschaft, der Bergbau
und anders mehr ) durch finanzielle Zuwendungen bzw. durch steuerliche
Vergünstigungen unterstützt und gestärkt werden.
Der Tabakanbau in der EU wird zur Zeit mit ca. 970 Millionen
Euro unterstützt. Diese Subventionen sollten nach den Willen
der EU-Kommission (nach einem Vorschlag vom Juni 2001) gestrichen
werden. Anfang März 2002 hat das EU Parlament diesen Vorschlag
kritisiert und einen Änderungsantrag des Landwirtschaftausschusses
zugestimmt. Danach sollen eine Entscheidung über die Zukunft
der Subventionen des europäischen Tabakanbaus erst nach
einer in Arbeit befindlichen Studie getroffen werden.
>>Die Parlamentarier wiesen in diesem Zusammenhang auch
auf die sozioökonomische Bedeutung des Tabakanbaus vor allem
in den ärmlichen, südlichen Regionen der EU hin. Auch
der Dachverband der europäischen Landwirte (COPA) sprach
sich für eine Fortsetzung der Tabak-Subventionen aus.
Derzeit gibt es in der EU 101'000 Tabakbauern und 400'000 Saisonarbeiter,
die an der Produktion beteiligt sind.<<
Quelle: http://www.schweizerbauer.ch/news/aktuell/artikel/08988/artikel.html
Welch seltsame Wege bei den Subventionen beschritten werden zeigt
folgendes Zitat:
>>Die Subventionspraxis ist sogar nach Maßstäben
der subventionsgebenden Stelle irrational. So fördert die
EU einerseits den Tabakanbau mit jährlich rund 1 Milliarde
Euro, andererseits erzwingt sie ein Tabakwerbeverbot. Jede Zigarettenverpackung
muss eine Gesundheitswarnung aufweisen, aber die Tabakbauern
erhalten von der EU 4 - 5 mal mehr an Subventionen, als sie auf
dem Markt für ihren Tabak erzielen.<<
Quelle: http://www.mehr-freiheit.de/faq/subvent.html
Wie sich eine Streichung der Tabaksubventionen in manchen
Regionen innerhalb der EU auswirken kann wird im folgenden Zitat
verdeutlicht:
>>Die Streichung der Subventionen hätte für Regionen
wie die Extremadura, das Armenhaus Spaniens, schwerwiegende Folgen.
Ohne die Subventionen ist dort der Tabakanbau ein ruinöses
Geschäft: Das Kilo Tabak kostet die Pflanzer 404 Peseten;
von den Tabakverarbeitern der Region erhalten sie aber nur 98
Peseten. Ohne Subventionen müssten die Tabakbauer ihre Tätigkeit
aufgeben, mit anderen landwirtschaftlichen Produkten könnten
sie wegen der schlechten Böden nicht konkurrieren, sagt
Moreno, Bürgermeister von Navalmoral. Die Folgen sind klar:
noch höhere Arbeitslosenrate (die Extremadura hat die höchste
von Spanien), noch grössere Armut. <<
Quelle: http://www.google.de/search?q=cache:_evpScGdChUC:www.rauchenschadet.ch/pdf/Onlinereport13.pdf
Das EG-Rohtabakprämienverfahren in Deutschland
Im Bezug auf eine kurze Darstellung des Prämienverfahrens
bei Tabak macht es sich der Verfasser leicht und kopiert einen
erläuternden Artikel im originalen Wortlaut:
Tabakanbau in Deutschland
Tabakanbau wird im Allgemeinen mit Ländern wie den USA oder
Kuba verbunden, mancher denkt sicherlich auch an den Orient.
Es gibt jedoch auch in Europa traditionelle Anbaugebiete, insbesondere
in den südeuropäischen Ländern wie Griechenland
oder Italien. Von der Öffentlichkeit weitgehend unbemerkt
wird aber auch in Deutschland Rohtabak angebaut. Hauptanbaugebiete
sind Rheinland-Pfalz, Baden-Württemberg und Bayern, in geringerem
Umfang auch Hessen, die neuen Bundesländer und Norddeutschland.
Prämien für Tabakpflanzer
Der Tabakanbau erfolgt in Deutschland, bedingt durch die angebauten
Sorten (Varietäten von Virgin D, Badischem Burley und Badischem
Geudertheimer) und die kleinen Anbauflächen, überwiegend
in Handarbeit. Die "Konkurrenz" auf dem Weltmarkt,
insbesondere die USA und China, können hingegen auf gewaltige
Anbauflächen zurückgreifen. Hinzu kommen geringe Lohnkosten,
so dass auf dem Weltmarkt extrem niedrige Handelspreise gelten.
Europäischer Tabak ist daher im freien Wettbewerb zurzeit
kaum abzusetzen. Um den traditionellen Tabakanbau zu erhalten,
gewährt die EG daher eine qualitätsbezogene Rohtabakprämie.
Diese Zahlungen werden allerdings begrenzt durch "Maximalmengen",
die die EG jedem Mitgliedstaat zuteilt. Deutschland stehen hier
etwas mehr als 11.000 Tonnen zu.
Zoll, Erzeugergemeinschaften und Erstverarbeitungsunternehmen
Die Verteilung von EG-Haushaltsmitteln unterliegt strengen Regeln,
um Missbrauch zu verhindern. Im Fall der Rohtabakprämie
liegt die Verantwortlichkeit für die Überwachung des
Verfahrens bei der Zollverwaltung. Die Aufgaben bestehen u.a.
aus Kontrolle der Anbauflächen, Überwachung der Lieferungen
und Abwicklung der Prämienzahlung.
Auf Seiten der Wirtschaft sind neben den Tabakpflanzern die "Erzeugergemeinschaften"
und die "Erstverarbeitungsunternehmen" beteiligt. Erzeugergemeinschaften
(EZG) sind Zusammenschlüsse von Tabakbauern, die die Vermarktung
des Rohtabaks gemeinsam betreiben. Da die Erzeugergemeinschaften
auch weite Teile der Formalitäten mit dem Zoll durchführen
und damit den einzelnen Bauern entlasten, sind derzeit alle deutschen
Tabakpflanzer in solchen Gemeinschaften organisiert.
Ihre gewerblichen Partner bei der Vermarktung sind Unternehmen,
die den Rohtabak weiter verarbeiten. Diese sog. Erstverarbeitungsunternehmen
(EVU) übernehmen den Tabak von den Erzeugergemeinschaften,
verarbeiten diesen zu Zwischen- oder Endprodukten und verkaufen
ihn weiter.
Quelle: http://www.zoll-d.de/b0_zoll_und_steuern/c0_marktordnung/e0_tabakpraemienv/
Quellen
Knasterkopf Band 11 http://www.knasterkopf.de/htm/h11.htm
Der Westerwald und seine Bewohner von den ältesten Zeiten
bis heute.
von E. Heyn , Pfarrer in Marienburg Ww., 1893
Tabakanbau an der Ahr vor rund 50 Jahren im Pützfeld
http://www.kreis.aw-online.de/kvar/VT/hjb1995/hjb1995.30.htm
Tabak am Niederrhein
http://www.stiftsmuseum-wissel.de/Ausstellungen/Tabak/body_tabak.html
Bild Statistik http://www.landwirtschaft-mlr.baden-wuerttemberg.de/starta.htm
Informationsdienst Landesanstalt für Pflanzenbau Forchheim/Baden-Württemberg
http://www.landwirtschaft-mlr.baden-wuerttemberg.de/starta.htm
Dielheim
http://www.balzfeld.de/ereignisse.html
Heidelsheim
http://www.heidelsheim.de/Heidelsheim/Geschichte/Zeittafel1/zeittafel1.html
Hatzenbühl
http://www.hatzenbuehl.de/TEXTE/tabak.html
Hockenheim
http://www.hockenheim.de/main/info/stadtgeschichte
Kulturdatenbank Region Trier
http://www.roscheiderhof.de/kulturdb/kultur/kultur1814.html
Heddesheim
http://www.heddesheim.de/inhalt/f1-3.asp
Zur Geschichte des Obstanbaus in der Fränkischen Schweiz
http://www.affalterthal.com/sonstiges/kirschen.htm
Lorsch
http://www.kloster-lorsch.de/muz/tabak.html
Landwirtschaft im Knoblauchland
http://www.didgeo.ewf.uni-erlangen.de/04Seminare/04weigl.htm
Uckermark
http://gauss.schwedt.com/projekte/migration/leithuge.htm
Anbau Niedersachsen
http://home.arcor.de/danang/Tabak__Zigarren__Zigaretten__G/300_Jahre_Anbau/300_jahre_anbau.html
Tabakanbau Schleswig-Holstein
http://www.flensburg-online.de/shwww/tabak.html
http://www.kn-online.de/htm/dauer/sh/regio-wirt/970730/c-zigarette.html
Anmerkungen
Anmerkung 1 Tabakkutsche
Nach dem französischen Wort "Couchen", das kommt
von "coucher" und heißt "schlafen, liegen",
Bezeichnung für ein Saatbeet.
Auf den Tabakbau nennt man die Beete immer noch "Couchen".
Diese Bezeichnung kommt von "coucher" und heißt
"schlafen, liegen".
Anmerkung 2 Schauamt
Schauämter (Schauanstalten) waren öffentliche Ämter
in denen eine Ware bevor sie in den Handel kam von Beschauern
begutachtet und geprüft wurde. Die für gut befundene
Ware wurde mit einem Stempel oder einem Zertifikat versehen.
Das Schaugeld war der für diesen Vorgang zu entrichtende
Betrag der sich offtmals nach der Qualität der geprüften
Waren richtete.
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