Die Gawith-Betriebe in Kendal
/ GB
Lothar Winands
Der Tabaktest und die verlorene Wette
Lakelandtabake, der Tradition verpflichtet
Der Tabaktest
und die verlorene Wette
Unsere Reise zu den Tabakbetrieben in Nordengland hatte neben
der Wissenserweiterung und dem touristischen Hintergrund auch
eine knifflige geschäftliche Komponente. Kundeneinwände
zur geschmacklichen Veränderung einzelner Sorten und unsere
eigenen Erfahrungen aus der jüngeren Vergangenheit hatten
wir anhand von Mustern zu einem Reklamationspaket zusammengefasst.
Kaum hatten wir uns
im "Ring ó Bell" zugeprostet zur Begrüssung,
schon legten wir mit unserer Schelte los. Bob Gregory bestätigte
gewisse Abweichungen in der Vergangenheit und hatte sich auf
unseren Besuch gut vorbereitet wie wir am nächsten Morgen
im Gawith Betrieb erfahren sollten.
Nach einigen weiteren Pints bot Bob Gregory eine Wette an. Er
behauptete dass wir, die Spezialisten vom Kontinent, aus drei
Sorten Tabak nicht bestimmen könnten welcher der richtige
"Best Brown" ist. Als Wette bot er an, die gesamte
Zeche der nächsten drei Tage zu übernehmen.
Irritiert über die Wette und müde von der langen
Reise kletterten wir die Stufen im 700 Jahre alten Gasthof Ring
ó Bell hoch und überlegten vor der Nachtruhe noch
wie wir die Wette wohl für uns entscheiden können.
Tabakmeister Graham Forrest und Bob Gregory erwarteten uns
bereits und mit den besten Pfeifen, die wir mit auf die Reise
genommen hatten begannen wir den Wettbewerb. Es lagen drei Tabakstapel
mit 6" Flakestreifen auf dem Schriebtisch. Daniel fing mit
Nummer drei an, während ich die Nummer eins in die Pfeife
schraubte. Gut schmeckte der Flake und ich glaubte Caramelflavour
zu spüren, während Daniel meinte, bei seiner Füllung
Nussgeschmack zu spüren. Nach einer Weile tauschten wir
sogar die Pfeifen um die Unterschiede besser orten zu können.
Mittlerweile hatte ich auch noch in eine andere Pfeife die Nummer
zwei gefüllt und hatte so gleich zwei Pfeifen parallel in
Brand. Hinzu kam dann noch die Nummer drei von Daniel, an dessen
Pfeife ich auch noch abwechselnd zog.
Wir liessen uns viel Zeit und konnten uns auch besprechen. Jeder
tippte auf einen anderen Tabak zum Schluss. Die Gawith - Mitarbeiter
lachten und es gesellte sich auch noch der kaufmännische
Leiter Jon Lloyd zu der Runde.
Das Ergebnis war
kurios, es war alles der gleiche Tabak vom gleichen Tabakkuchen
frisch abgeschnitten. (Auf dem Bild ist es der kleine Tabakkuchen
rechts).
Das Fazit bei diesem Test ist recht einfach, es gibt wohl
nichts Schwierigeres als geschmackliche Unterschiede festzustellen.
Von Emotion begleitet, in verschiedenen Pfeifen geraucht wird
wohl Jedermann gleich geschehen.
Wir gingen hinunter in den Betrieb, schnappten uns den Kuchen
und Graham liess die Flake-Schneidemaschine an. Unsere Deutschen
Tabakfreunde sollten den gleichen Test mit machen. So wurden
9 Beutel vom Verfasser dieses Berichtes gefüllt, und je
drei an Virginia Freunde in Deutschland gesandt. Nicht nur wir,
im fernen Kendal waren die Verlierer, auch die Aussagen von Peter,
Willi und Hans - Jürgen lagen daneben.
Bob Gregory liess
es sich nicht nehmen diese Geschichte zur Freude seiner Landsleute
in den diversen Pubs zu erzählen. Als Gentleman übernahm
er aber trotz unserer Wettniederlage die reichliche Zeche.
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Lakelandtabake,
der Tradition verpflichtet
Die Fotos können durch
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Der
Weg nach Kendal im Distrikt Cumbria im Norden von England ist
schwerlich und vom Kontinent aus auf direktem Wege nicht zu erreichen.
Wir, Daniel Schneider und ich wählten dieses Jahr die
Flugroute über London nach Edinburgh in Schottland. Dort
in der Dunkelheit angekommen mieteten wir einen Kleinwagen und
fuhren im strömenden Regen bei heftigen Sturmbojen im Linksverkehr
durch unbekanntes Land in Richtung der "Lakelands".
Während Daniel es kategorisch
ablehnte im Linksverkehr seine Fahrkünste zu erweitern,
kamen mir die Tausende von Kilometern per Auto auf Südafrikas
Strassen entgegen und wir meisterten die Strecke in einer bemerkenswerten
Zeit, wie Bob Gregory bei der Begrüssung im Ring ò
Bell anmerkte.
8
Meilen vor Kendal riefen wir per Handy an und Bob liess dann
die Guiness Pints in richtiger Konsistenz zapfen, die bei unserem
Eintreffen dann mit satter "Sahnekrone" vor uns auf
der Theke standen. Viel hatten wir uns zu erzählen und auch
zu fragen, da einige Geheimnisse der Tabakherstellung, die wir
ein Jahr zuvor erfuhren, für uns noch unbekannt waren.
Thomas
Harrison gründete im Jahre 1792 die Firma mit seinem Partner
Mr. Brocklebank. Es war ein kühnes Unternehmen, die schweren
Gerätschaften aus dem entfernten Schottland per Pferdefuhrwerk
nach Kendal an das Flussufer zu bewegen.
Per
Wasserkraft wurden die gebrauchten Snuffmühlen installiert,
die zuvor zur Herstellung von Schiesspulver verwendet worden
sind. Zwischen den Bergbauregionen im Süden und in Schottland
war der Standort ideal um den Snuff und später auch den
Pictail (Prim) an die Bergleute zu vermarkten, denen das Rauchen
wegen der möglichen Explosionsgefahr streng untersagt ist.
So
wird seit dieser Zeit der "Kendal Brown" Snuff bis
zum heutigen Tage in den gleichen Mühlen hergestellt.
 Thomas
Harrison hatte eine Tochter, die den Namensgeber des Unternehmens
Samuel Gawith heiratete. Dieser wurde im Jahre 1865 auch noch
Bürgermeister in Kendal. Zwei seiner 6 Söhne, John
Edward und Samuel Gawith jun. führten nach seinem Tod den
Betrieb weiter. Sie stritten sich dann über die zukünftige
Strategie und John Edward startete eigenständig das Tabak
- Blending.
Er scheiterte, und so stieg sein Bruder William mit dem Schwager
Henry Hoggarth in den Betrieb ein und es entstand so eine weitere
Tabakfirma in Kendal mit dem Namen Gawith & Hoggarth.
Beide Firmen
konkurrenzierten sich in dem Snuff- und auch in dem Tabakmarkt,
da auch in dem Betrieb S. Gawith parallel zum Snuff, Tabak-Blending
betrieben wurde.
 Mrs. Dakeyne
Cannon, die heutige Firmenbesitzerin übernahm die Samuel
Gawith Ltd & Co. Im Jahre 1962 nach dem Tod Ihres Mannes.
Da sie bereits 96 Jahre alt ist wird der Betrieb seit einigen
Monaten durch den Geschäftsführer Bob Gregory und Ihren
Neffen geleitet.
Der
rohe, trockene Tabak aus den verschiedenen Anbaugebieten kommt
in grossen Ballen, die Jute verpackt sind, in ein Zollfreilager
in die Firma. Für die Herstellung einer bestellten Charge
wird die benötigte Menge jeder Tabaksorte exakt auf einer
Waage gewogen, um dann in einer Wanne mit feinem Rost von unten
heiss bedampft zu werden.
Dazu wird das Gut mit Jute
- Teppichen abgedeckt. Die genaue Zeit der Bedampfung ist sehr
wichtig, da Toleranzen in "mehr oder weniger" erheblich
auf den zukünftigen Geschmack Auswirkung haben werden.
Die feuchten Tabakblätter werden dann im Anschluss auf
ein unterlüftetes Sieb in einer grossen Wanne ausgebreitet
und abgedeckt um zu reifen.
Hierbei
werden mögliche Schadstoffe und Nikotinüberschüsse
abgebaut. Dieser Prozess ist ausgesprochen aggressiv und wird
aufgrund von Korrisionsbildung in einer Hartholzwanne durchgeführt.
Hier ruht der Tabak in der Regel über Nacht oder mindestens
8 Stunden bevor er sorgfältig Schicht für Schicht in
den Schacht der Presse für die Fertigung des Plug/Flake
eingelegt wird.
In der Regel
umfasst das Gawith Programm nur Virginia Tabake und Dark Fired
Leaf Sorten für die Flake, Plug und Twistfertigung. Es können
aber bei diesem Prozess auch Anteile anderer Tabaksorten schichtweise
mit eingebracht werden.
Per
Muskelkraft wird dann die Spindel der Presse angedreht. Trotz
eines eingebrachten Hebels wird der Mann an dem Gerät echt
gefordert um die nötige Härte eines Tabakkuchens hier
vorzubestimmen. Der Kuchen bleibt einige Zeit unter Druck und
die Presse wird mehrfach nachgezogen.
Jetzt wird der
zukünftige Best Brown, Cob- oder Dark Virginia Flake in
den Ofen eingebracht und unter Druck und Hitze reift er hier
zu seinem späteren Endprodukt. Der Medium Virginia Flake
wird nur kalt gepresst und erhält vor dem Schnitt keine
Hitzebehandlung.
Die
Tabakplatten bleiben nun über mindestens 8 Tage zur Nachreifung
stehen, bis sie entweder geschnitten zu Flake oder zu Plug verarbeitet
und verpackt werden.
Danach werden die Tabakkuchen, die ein Gewicht von rund 5 Kg
haben in 6" Blöcke geschnitten.
Diese
passen exakt in den Schacht der Schneidemaschine. Selbstständig
rutscht der einzelne Block dann an das Messer und wird in rauchfertige
6" Scheiben geschnitten.
Aus den 6" Blöcken wird auch der Plug geschnitten.
Aus einem Kuchenteil kommen 8 Plugs mit leicht unterschiedlichem
Gewicht. Die einzelnen Plugs müssen beim Import in die Schweiz
aufwendig nachgewogen und beschriftet werden, da sich hiervon
die CH -Tabaksteuer und der Verkaufspreis ableitet.
Die aromatisierten Plugs wie der Grouse Moor, der RB oder
auch der Cannon Plug werden zum Schluss, vor dem Verpacken feucht
äusserlich auf allen 6 Flächen aromatisiert. Sie ruhen
dann noch etliche Stunden bis sie dann in die bunten Beutel verpackt
werden.
Die Aromastoffe
für Snuff und Tabak sind alle lebensmittelecht und werden
seit jeher in all möglichen Bereichen unserer täglichen
Küche verwendet. Mit der Essenz Zitrone wird z. B. genau
so der Geschmack der Zitronenlimonade wie der gelben Gummibärchen
produziert. Andere Essenzen verwendet die Hausfrau zum Kuchenbacken
oder sie findet sich in jedem Fruchtjoghurt wieder.
Bei Mixtures
oder Feinschnitten werden die Leafs ebenfalls bedampft, wie oben
beschrieben, und unter Planen von unten belüftet über
Nacht ruhen gelassen. Hier wird dann mittels Besprühung
eine mögliche Aromatisierung, je nach Sorte beigefügt.
Danach werden die feuchten Tabakblätter in einer über
Band angetriebenen Schneidemaschine geschnitten.
Die Wahl der Getriebeübersetzung lässt das Fallmesser
entweder schneller (Feinschnitt) oder gemächlicher laufen
für Krüll oder Pfeifentabak. Auf dem Bild sind diese
Getriebeteile an der Wand links aufgehängt. Die unterschiedlichen
Schnitte sind auch massgebend für die anfallende Tabaksteuer.
Feinschnitt wird in Grossbritannien anders besteuert als Krüll-
und Pfeifentabak. Ausgebreitet auf einem sehr heissen aufgeheiztem
Blech erhält auch dieser Tabak hier seine Reife und Tabaksüsse.
Hierbei wird er des öfteren gewendet.
Die Messer der
Schneidemaschinen werden laufend geschliffen um einen sauberen
Schnitt zu gewährleisten. Vor einigen Jahren geschah dies
noch von Hand auf einem durch Bandantrieb bewegtem Schleifstein.
Der Mitarbeiter musste da mit beiden Händen das Messer an
den Stein herandrücken. Eine sehr mühsame Arbeit die
volle Konzentration erforderte. Heute erledigt dies eine Maschine,
die nur exakt auf den Messertyp eingestellt werden muss.
Die
wohl aufwendigste Art Tabak zu blenden, ist das Verfahren einen
Twist oder Rope zu fertigen. Hier werden wie oben beschrieben
die Blätter auch bedampft und zum Nachreifen eine Nacht
ruhen gelassen, bevor diese durch Handarbeit sortiert und geglättet
werden, um grosse und kleinere Tabakblätter zu einem Strang
zu flechten, während einige Personen damit betraut sind
die grossen Blätter auszusortieren und zu ebnen, damit sie
an einem anderen Tisch dem "Geber" und dem "Wickler"
einen reibungslosen Ablauf der Twistfertigung ermöglichen.

Falls der Tabakstrang
noch weitere Tabaksorten als Virginia enthalten soll, dann wird
der "Geber" regelrecht gefordert, die Blätter
auch im richtigen Mischungsverhältnis zu reichen.
Der Strang wird dann in eine Vorrichtung eingeführt wo
er mittels Klauen hart gepresst wird, während über
eine Spindel gezogen und gestreckt, der Twist an weiterer Festigkeit
gewinnt.
 Das
gerollte Paket wird danach mit Pflanzenoel benetzt, damit es
bei der Hitze- Druckbehandlung keinen Schaden nimmt und möglicherweise
zusammenklebt. Aufwenig verschnürt und in Jute verpackt
kommen dann die Twist- und Ropebündel unter Druckplatten
in den Ofen und werden je nach gewünschtem Endprodukt entsprechend
lange mit Druck und Hitze behandelt. Die würzigsten Sorten
reifen dort bis zu 8 Stunden.
Ein
typischer Tabak dieser Gattung ist der Oxenfisl - Twist, der
als Deckblatt auch noch ein "Dark Fired Leaf" bekommt.
Der dünnere Rope ist eigentlich ein Ableger des Kautabakes
der in England per uraltem Gesetz verbannt wurde.
 Das
Herstellungsverfahren ist nahezu das gleiche wie beim Twist,
doch der Reifevorgang im Ofen wird hier stärker variiert
um ihn als Pigtail in kleinen Verpackungseinheiten auch als Prim
zu veräussern. Wie bereits erwähnt, liegt Kendal zwischen
den grössten Bergbauregionen in Grossbritannien, und der
Steiger war bis vor wenigen Jahrzehnten noch der Hauptkonsument
von Snuff und Prim. (Explosionsgefahr unter Tage)
Die
fertigen Produkte kommen dann in diverse Räume zum Verpacken.
Da es sich um reine Naturprodukte handelt, muss hier mit äusserster
Präzision und Hygiene vorgegangen werden, da der feuchte
Tabak nicht unbedingt resistent gegen Schimmelbildung ist. Die
Bulkpackungen sind innen mit einer Wachspapierschicht versehen
und auch die 6" Flakes werden in Wachspapier eingeschlagen
und bekommen dann noch in eine Kunststofftülle die leicht
atmungsaktiv ist. S. Gawith operierte in der Vergangenheit mit
Vakuumverpackungen.
Diese
haben zwar den Vorteil der besseren Lagerfähigkeit, doch
durch den Vakuumprozess werden die Flakescheiben wieder so gepresst,
dass sie später beim Konsument nur schwer pfeifengerecht
abzunehmen sind. Eine neue Vakuumanlage soll hier zukünftig
Abhilfe verschaffen und das Vakuum druckgesteuert auf die Verpackung
abgeben. In gleichem Gerät werden auch die Tins nach der
Füllung abgedichtet. Die Pigtails werden in 25 Gramm Einheiten
gewogen und in Kunststoffsäckchen gefüllt.
Beim
Zusehen wie der Tabak verpackt wird entstand die Idee des Oxenfisl
Twist und des Clegir Ropes. Da der britische Stammkunde noch
immer die schweren Sorten des Black xx. Cob Flake, Dark Flake
usw. in grossen Mengen konsumiert, fragten wir, ob es nicht möglich
sei, für die zarten Gaumen der Festlandeuropäer einen
Twist zu blenden. Heraus kamen dann die beiden Ropes, die sich
zunehmender Beliebtheit auch in Uebersee erfreuen.
Mancher Konsument wird sich fragen warum bei diesen Betrieben
die Tabake nicht auf Vorrat produziert werden um evtl. Schwankungen
beim Rohtabak, hervorgerufen durch unterschiedliche Ernteerträge
usw. zu vermeiden. Die Tabaksteuer ist der Grund. Die Betriebe
werden alle sehr genau kontrolliert und müssen bei "Fertigprodukten",
die sich im Firmengelände befinden sofort 78% Tabaksteuer
bei Pfeifentabak und noch die Mehrwertsteuer entrichten. So ist
es auch zu erklären, dass in Grossbritannien unendliche
Mengen an Tabakprodukten gefertigt werden, die alle ins Ausland
gehen. Die Auslandsbestellung ist quasi der Freipass für
Fertigtabakprodukte innerhalb der Betriebe. So entstanden auch
die Firmengeflechte auf der Insel mit Firmen auf dem Kontinent,
deren Tabaksteuerberechnung nicht nur in der Höhe differenziert,
sondern auch im Verfahren.
So
hat die geschäftliche Verflechtung von Gawith & Hoggarth
mit Pöschl und anderen Betrieben in Deutschland immer den
Auslastungshintergrund der Auslandsbestellung, die als fertiges
Produkt auf den Kontinent kommt und erst dort durch die Steuermarken
gekennzeichnet, deklariert wird. Gegenseitige Zollabkommen in
vielen EU Staaten verhindern dann wieder den direkten Export
sodass die Produktlinien in Lizenz gefertigt werden.
Der
Betrieb Samuel Gawith Ltd. ist wohl der letzte Tabakblender auf
der Insel, der keinem Konzern oder Verbund angehört und
selbstständig mit seinen Vertriebspartner in der Schweiz,
Mexico und den USA, sowie in einigen Commenwelth Ländern
nach uralten Rezepten Tabakprodukte fertigt und vertreibt.
Die
Möglichkeit auch kleine Chargen herzustellen ermöglicht
dem Unternehmen ganz spezielle Sorten für nur wenige Kunden
zu blenden, zu mischen oder auch zu aromatisieren. So gibt es
eine Tabaksorte mit dem Namen "Flycatcher", die nur
von zwei Kunden in Schottland geraucht werden, und wie der Name
schon andeutet sehr "heftig" ist. Einmal habe ich ihn
probiert, ich hatte mit dieser Pfeife noch Monate später
den Flycatcher Geschmack im Hintergrund. Der Pipa Club in Barcelona
erhält mit einem eigenen Label versehen ebenfalls eine speziell
für diesen Verein gefertigte Sorte.
Ein breites Feld
nimmt auch der Feinschnitt von Tabaken in den Betrieben ein.
Durch die hohe Besteuerung in GB ist der Tabak-Konsument auf
der Insel mehr und mehr auf das Handrollen bei Zigaretten übergegangen.
Für diesen Markt werden etliche Mischungen und auch verschiedenen
Schnittarten produziert. Vieles ist in Grossbritannien sehr teuer,
so mussten wir auch etliche Male den Bancomaten bedienen um unseren
Aufenthalt dort zu gestalten.
Das
Urprodukt beider Firmen ist der Snuff. Als Pfeifenraucher ist
das ein etwas fremdes Produkt und so waren wir bei unserem ersten
Besuch in den Lakeland - Betrieben auch skeptisch ob uns der
Vertrieb gelingen sollte.
Wir platzierten einige Sortimente in der Schweiz und waren
recht schnell überrascht was da so über den Tresen
geschoben wird. Der Konsument ist auch hier sehr wählerisch,
und so erfreuen sich seit geraumer Zeit britische Aromen und
der klassische Snuff steigender Beliebtheit. Also schnupften
wir in den Tagen in Kendal was das Zeug hält um uns auch
mit der "Prise" zu identifizieren.
 In
riesigen Behältern wird die getrocknete Tabakpflanze in
mehreren Vorgängen gemahlen und auch hitzebehandelt zu einem
feinen Mehl aufbereitet.
 Hier
stehen in einer grossen Halle noch die Gerätschaften des
Unternehmens aus den Gründerjahren. Eine der Mühlen
ist noch mit den original Holzzahnkränzen ausgerüstet.
Wenn die Gerätschaften in Gang gesetzt werden entsteht ein
Höllenlärm, und nur mit Ohrschützern ist es dann
dort auszuhalten.
Die
Firmenchefin Mrs. Daykeane Cannon hat in Ihrem Büro eine
Mini - Snuff - Mühle installiert, um Besuchern den Vorgang
zu erklären. Dieses Modell wurde für eine grosse Ausstellung
in London in den 30iger Jahren gefertigt und zeigt am Strom angeschlossen
die gesamten Abläufe der Snuff Fertigung. Interessant waren
ihre Schilderungen aus den Zeiten des Kolonialismus in Afrika,
wo sie mit ihrem Mann das Leben verbracht hat. Sie schilderte
Geschehnisse aus einer Zeit, die uns nachdenklich stimmten.
Die Mini Snuff Mühle in Ihrem Büro ist auch der
einzige Bezug den sie wohl zu dem Unternehmen hat. Sie sei noch
nie in ihrem Leben in der Produktionsstätte gewesen, versicherten
uns die Mitarbeiter. Die 96 jährige fuhr mit eigenem Auto
bis vor wenigen Monaten noch zwei bis drei Mal pro Woche zu dem
Betrieb und bestieg die Treppe in den ersten Stock, wo sie dann
in ihrem Büro wohl noch über die vergangenen Zeiten
im fernen Rhodesien und den Parties mit den Mitgliedern des britischen
Hochadels sinnierte.
Bei
unserem Besuch fragte sie ganz entrüstet was wir wohl stundenlang
in der Produktion gemacht hätten, während sie mit dem
"Champane" auf uns wartete. Aber mit sicherer Hand
schenkte sie uns den Champagner ein und führte mit Stolz
eine Jagdtrophäe vor, in dessen Haupt in einer Vertiefung
ein Snuff Gefäss und Silberbesteck zur Entnahme eingearbeitet
ist. Alte Schriften und Urkunden zeigte uns Mrs. Dakeyne Cannon,
die belegten wie gesund die Einnahme von Snuff sei.
 Da
wurden in den 30iger Jahren sogar medizinische Institute beauftragt,
die dem Snuff heilende Wirkung nachsagten. Stolz zog sie aus
dem Tresor auch eine königliche Urkunde die Samuel Gawith
- Snuff als Hoflieferanten auswiesen.
Wir liessen es uns nicht nehmen und kreierten auch einige
Snuff Sorten für unseren Vertrieb in der Schweiz. So kommen
in Kürze der "Bongo Bongo", der "Monkey",
der "Love Balls" und etliche anderen Nasen-Schmeichler
ins "Synjeco - Programm"
Die
herrlichen Tage in Kendal gaben uns den Eindruck, dass in dieser
wunderbaren Gegend nicht nur guter Tabak hergestellt wird, sondern
sich die Landschaft zwischen Schottland und Cumbria als Urlaubsgegend
regelrecht prädistiziert ist.
 Wir
besuchten Windermere mit seinen touristischen Einrichtungen am
gleichnamigem See und dinierten im ehrwürdigen Linthwaite
House Hotel (www.linthwaite.com)
Wandern, Radfahren, Lachs-Fischen und im Sommer Wassersport zieht
den Lakeland Tourist immer wieder an.
Die Fahrt am Tage zurück nach Edinbourgh zeigte uns beeindruckende
Ausblicke einer Gegend, bei dem der Begriff "Highländer"
auf die Menschen dieser Gegend passt. Bedingt durch einen Schneesturm
konnte unser Flugzeug nicht rechtzeitig starten und so verpassten
wir den Anschlussflug nach Zürich in London. Die Eindrücke
der Nacht im Swinging London liessen bei uns keine Müdigkeit
aufkommen, und so kehrten wir einen Tag später als geplant
zurück in die Schweiz.
Wir
sahen viele traditionelle Vorgänge und Verfahren auf unserer
Reise. Es ist schön zu wissen, dass es so etwas überhaupt
noch gibt. Wir lernten Menschen kennen, die Ihr Guiness, das
Bitter und den Malt im zwei Klassen - Pup zu sich nehmen und
mit einer Selbstverständlichkeit die Schänke verlassen
wenn es 23 Uhr ist.
Wir
erinnern uns an den Taxifahrer in London dessen Fahrzeug bereits
42 Jahre alt ist und er stolz über eine Kilometerleistung
seines "British Leyland" von 4, 5 Millionen Kilometern
sprach. Jeden Tag reinigt und poliert er seine mobile Antiquität,
denn dieses Design eines britischen Taxis wird seit Urzeiten
genau so produziert. Sein Motor tuckerte wie ein Flussdampfer
und er wollte es gar nicht glauben, dass man auf dem Kontinent
nur normale PKW´s als Taxi benutzt.
Seit unserer Lakeland Reise fülle ich den Tabak mit Ehrfurcht
in die Pfeife und der Genuss lässt mich dann an die britischen
Seefahrer erinnern die das Blattgut mit Segelschiffen aus fernen
Ländern bezogen und genau das gleiche Kraut in Ihren Pfeifen
rauchten, nachdem einer der Gawith Familie die Blätter bearbeitet
hatte.
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