Die
Pfeifen der nordamerikanischen Indianer Joachim Acker
Der Indianer-Tabak Nachdem wir so viel über die Pfeifen der Paläo-Indianer gehört
haben, wird es nun an der Zeit, dass vom Tabak und dem Material aus
dem die Pfeifen gefertigt wurden, die Rede ist.
May the scent of the Tobacco Iroquois Prayer Quelle: http://www.geocities.com/RainForest/Andes/1029/tobaccy.html
Bild 68: Mah-to-toh-pa (Four Bears), Mandan Indianer
Ein uraltes Märchen erzählt woher einst der Tabak und die Pfeife kam: Ein Indianer war gestorben und blieb unbeerdigt auf der Erde liegen
und ein vorbeistreunender Schakal knabberte ihn an. Dies ärgerte
einen Verwandten des Toten und er machte sich auf die Suche nach dem
Übeltäter und hetzte den Schakal ohne Unterlass Tag und Nacht.
Irgendwann wusste sich das Tier nicht mehr zu helfen und bat Manitou
mit letzter Kraft um Hilfe. Und Manitou erhörte den Schakal in
seiner Not und schenkte ihm Pfeife und Tabak. Als das Tier nun von seinem
Verfolger eingeholt wurde gab der Schakal dem Jäger die schon gestopfte
Pfeife. Der Jäger nahm dies Geschenk, begann zu rauchen und sein
Zorn und seine Wut vergingen mit dem Rauch der aus dem Pfeifenkopf kam. Die Huronen Indianer erzählten sich einen anderen Mythos über die Entstehung des Tabaks: In den alten Zeiten war das Land unfruchtbar und die Menschen am verhungern. Da schickte der große Geist ein Geistwesen in Gestalt einer menschlichen Frau die durch die Welt wanderte. Überall wo ihre rechte Hand den Boden berührte wuchsen Kartoffeln, wo die linke Hand die Erde streifte wuchs Mais. Als die Welt reich und fruchtbar war, setzte sich die Frau hin und ruhte sich aus, und als sie sich von dieser Stelle erhob um weiter zu wandern wuchs dort der Tabak. Verlassen wir nun dass Reich der Mythen und Legenden und wenden wir
uns der Wirklichkeit zu. "located near the Ohio River in northern West Virginia, a
conical burial mound, four stages of development in the construction
of this mound with a total of 54 burials and many grave goods within
it."
Es wurden zahlreiche Artefakte aus den verschiedenen Fundschichten
geborgen, darunter auch einige Röhrenpfeifen (Bild 86 zeigt solch
eine Röhrenpfeife die aber nicht vom Cresap Mound stammt). Bei
einer dieser Pfeifen wurden die noch vorhandenen Rückstände
in einem chemischen Labor untersucht. Es konnte von den Wissenschaftlern
festgestellt werden, dass eine nikotinhaltige Pflanze in dieser Pfeife
geraucht wurde. Es konnte allerdings nicht zweifelsfrei geklärt
werden ob es sich dabei um Tabak handelte, denn auch andere Pflanzen
beinhalten mehr oder weniger große Spuren von Nikotin. "However, while other historically smoked plants besides tobacco
are not known to contain nicotine, Machen wir nun einen großen Sprung hinüber an die Westküste nach Kalifornien, dort wächst an vielen Stellen wilder Tabak der Sorten: Nicotiana bigelovii, Nicotiana attenuata und Nicotiana glauca.
Die Karok Indianer pflanzten an ausgewählten Stellen Nicotiana bigelovii - Pflanzen an. Diese Tabakart wird im Volksmund auch Indianer-Tabak genannt. Allerdings teilt sie sich diese Ehre mit der Lobelia inflata die ebenfalls diesen Beinahmen erhalten hat. Wir kommen nachher noch darauf zurück. "The Karok Indians planted tobacco seeds, N. Bigelovii , in
selected spots. The ground was not cultivated, but before planting,
logs and brush were burned on the "garden." The seed was then
scattered over the cleared area and brush was dragged over the ground
to "sweep" it in. No irrigation was done but the plots were
carefully weeded. As the plants matured, the leaves were gathered at
intervals, packed with care, and wrapped in bracken fronds and twigs
of Douglas Fir so that they would not dry out while being carried down
to the village to be dried." Der Tabak von der Art Nicotiana attenuata (auch Coyote Tabak genannt) wurde von den Coahuila Indianern (ein kleiner Stamm in Südkalifornien und in der San Jacinto Region) nicht nur geraucht sondern in Mörsern pulverisiert, mit Wasser vermischt und dann gekaut. Die gekauten Blätter konnten gegen vielerlei Gebrechen heilende Wirkung zeigen, so z.B. gegen die Bisse der Klapperschlange sobald das Gift aus der Wunde gesaugt wurde. Ob er auch geraucht wurde ist unsicher aber anzunehmen. "Smoking was said by the desert Indians to be a cure for colds,
especially if the tobacco was mixed with the leaves of the small Desert
Sage, Salvia Dorrii , or the root of Indian Balsam or Cough Root, Leptotaenia
multifida , the addition of which was thought to be particularly good
for asthma and tuberculosis. The introduced Tree Tobacco, Nicotiana
glauca , which is common in waste places below 3000 ft., is also said
to have been used for smoking by both the Indians and whites. Medicinally
the leaves were supposed to be good steamed and used as a poultice to
relieve a swollen throat, and steamed into the body for those suffering
from rheumatism." Als Lewis und Clark auf ihrer großen Expedition (1804 bis 1805) die Mandan, Hidatsas und Arikaras in Nord- und Süd- Dakota besuchten, fanden die Forscher dort die Nicotiana Gattung N. quadrivalvis die von den Indianern kultiviert und in ihren Pfeifen geraucht wurde. Die Art quadrivalvis wächst vom südlichen Oregon bis nach Süd Kalifornien, im Osten des Kontinents ist sie dagegen nicht heimisch. Die Crow Indianer kultivierten in speziell dafür angelegten heiligen Gärten eine seltene Tabakart: Nicotiana multivalvis. Für den Anbau und die Pflege der Pflanzen waren Stammesmitglieder (Crow Tobacco Society) verantwortlich. Die Blackfoot Indianer kannten ebenfalls die Nicotiana Variante N. multivalvis: "The Blackfoot Indians ceremonially planted and harvested
Nicotiana multivalvis. Members of the North Blackfoot Tobacco Society
took part in elaborate sowing ceremonies at sacred planting grounds.
Between the time of sowing and harvesting, taboos protected the planting
grounds because the plants were being "tended" by supernatural
Small People. In return, offerings of miniature apparel were left on
the planting grounds at the end of the planting ceremony. After harvest,
the leaves were distributed. The Blackfoot performed the Big Smoke or
All Smoking ceremony, where the prestige and tribal positions of the
participants were recounted. The ceremony would begin at sundown and
continue until daybreak. Many pipes were smoked, and many songs were
sung. Indian ceremonies of recent times typically involve tobacco offerings." Der von den meisten Indianer bevorzugt gerauchte Tabak war der Nicotiana
rustica (auch Bauerntabak genannt) , weltweit heimisch und auch noch
in unserer Zeit angebaut und für mancherlei Rauchkräuter verwendet.
Kommen wir nun zu der schon weiter oben erwähnten Lobelia inflata
(siehe Bild 72). Diese Pflanze (mit dem Beinahmen Indianer-Tabak), so
wird vermutet, soll ebenfalls den Weg in die Pfeifenköpfe der Indianer
gefunden haben. Dies ist aber nicht ganz gesichert: Es besteht aber trotz gewisser Skepsis dennoch die Möglichkeit,
dass Lobelia Bestandteil des Kinnikinnik war. Ein Häuptling der Oneida-Indianer (die Oneidas gehörten zu
den 5 Nationen der Irokesen-Liga) sagte einmal, ich bin mir nicht sicher
ob es sich dabei nicht um tiefen Spott handelt: Fassen wir zusammen: Der Pfeifenstein Im nun folgenden Absatz wollen wir die verschiedenen Materialien aus denen die Indianer Pfeifen fertigten etwas näher betrachten. Catlinit
Eine alte Santee-Legende erzählt wie der heilige Pfeifenstein in die Welt kam: Vor langer Zeit, als die Welt noch jung war, kämpfte Unktehi, ein schreckliches Wasserungeheuer, gegen die Menschen und rief eine große Flut hervor. Die Flut stieg höher und höher bis sie alles Land überflutet hatte außer einem Hügel. Dorthin flüchteten sich die Menschen und suchten sich in Sicherheit zu bringen, aber ihre Mühen waren vergebens. Das Wasser brach über den Hügel herein, die Felsen und Bergzinnen stürzten zusammen und begruben die Menschen unter sich. Sie fanden alle den Tot und ihr Blut floss in einer großen Lache zusammen und verwandelte sich in den roten Pfeifenstein, so entstand der Pfeifensteinbruch. Aus diesem Grund ist die rote Pfeife den Indianern heilig denn in ihr ist das Blut der Ahnen. Der Pfeifenstein wird auch Catlinit genannt, er erhielt den Namen zu Ehren des großen Naturforschers, Malers und Indianerfreundes George Catlin (26.7. 1796 bis 23.12. 1872). Catlin besuchte von 1832 - 1840 48 nordamerikanische Indianerstämme deren Leben er erforschte. Seine Bilder die er während dieser Zeit malte sind nicht nur von hohem kunsthistorischen und künstlerischen Wert, sondern zeigen uns auch die untergegangene Kultur der Indianer in eindringlichen Bildern. Der Pfeifenstein ist durch das Fehlen von Quarz ein relativ weiches Ton-Gestein, dass sich im frischen Zustand leicht bearbeiten lässt. Mit dem austrocknen wird es zunehmend härter und damit auch in einem bestimmten Umfang widerstandskräftiger, in diesen Eigenschaften ist es in etwa dem Meerschaum gleichzustellen. Die rote Farbe des Pfeifensteins kommt vom Hämatit (Roteisenstein) der in dem Ton gelöst ist.
Zu seiner chemischen Analyse habe ich folgende Daten gefunden:
Analysis by Dr. Charles F. Jackson, Boston chemist. circa 1836
Quelle: http://www.pt-magazine.com/backissues/winter2003/story1.asp Der Pfeifenstein ist ein ziemlich seltenes Mineral, außer der Fundstelle in Minnesota existieren nur noch Lagerstätten in Wisconsin, Ohio, Arizona, Kansas und Kanada. Seine Gewinnung bzw. Förderung ist nicht ganz einfach, denn die Pipestone-Lagerstätten sind in Schichten von hartem Quarzit eingebettet, die erst in mühevoller Handarbeit weggeräumt werden mussten. Bis zum Eintreffen der ersten Weißen kannten die Indianer keine Werkzeuge aus Metall, daher wird die harte Quarryarbeit mit den Flintwerkzeugen sicherlich kein Vergnügen gewesen sein.
Mit einer speziellen Röntgenanalyse (X-ray powder diffraction analysis) konnte bei 6 Catlinit Effigy Pfeifen aus der Adena und Hopewell Periode die Herkunft des Materials zweifelsfrei bestimmt werden: 5 Pfeifen wurden aus dem Catlinit der Minnesota Brüche hergestellt und eine Pfeife mit Pipestone aus Kansas. Allen Indianerstämmen galten diese Steinbrüche als heiliges Gebiet auf dem weder Waffen getragen noch angewendet werden durften. Selbst miteinander verfeindete Stämme hatten hier ihre Zwistigkeiten zu vergessen und zu begraben. Das geflügelte Wort >das Kriegsbeil begraben< stammt von diesem alten Friedensgebot im Umkreis der Steinbrüche her. Offensichtlich war das Land mit den Steinbrüchen doch nicht so heilig, denn die in Minnesota heimischen Yankton Dakotas betrachteten die Steinbrüche als ihr Eigentum "By about 1700, however, the Yankton Sioux had gained control of the quarries and were selling and trading the stone. Historian Alan Woolworth documents that "from 1795 and for 32 years later the Yanktons participated in an inter-tribal trade fair along the James River. Pipes and other trinkets made from the red stone were sold for goods that the tribe needed."" George Catlin, der 1836 die heiligen Steinbrüche besuchte und
darüber berichtete, erwähnt diese Vorfälle ebenfalls: 1928 verkauften die Yankton Indianer die Steinbrüche an die Regierung der Vereinigten Staaten. Wenn sich nun der Leser die Worte Chief Seattles (sofern er den vollen Wortlaut der Rede gelesen hat) wieder ins Gedächtnis ruft, dann ist das Vorgehen der Yanktons auch nicht gerade nach der Ethik der Indianer. "In 1928, the Yanktons, now resettled on a reservation 150
miles away, sold their pipestone land claim, retaining quarry rights,
to the federal government for $100,000 plus 6 percent interest going
back to the year 1891. With the appropriation of $328,559, ownership
of the Pipestone Reservation was transferred to the U.S. government,
which converted it into a national park. A bill signed Pipestone National
Monument into existence in 1937, and it was opened to the public with
quarrying limited to registered American Indians. The bill provided
no funding for maintaining the park or building new structures, however." In einem Congress Act wurden die Steinbrüche 1937 zum Pipestone National Monument deklariert und sind seitdem eine beliebte Touristenattraktion. Die Indianer verwendeten nicht nur den Pipestone zur Herstellung ihrer Pfeifen, sondern auch noch viele andere Gesteinsarten über die sie verfügten. Ton für die Elbowpipes, feinkörnigen Sandstein, Kalksteine und verschiedene Schieferarten, außerdem noch den Steatit und Argillite, letztere wollen wir zum Abschluss des dritten Teiles noch kurz betrachten. Um alle diese Werkstoffe die hier aufgezählt wurden, ranken sich allerdings weder Mythen noch Legenden und Märchen, sie sind einfache, profane Steine die sich zum Pfeifenbau eignen. Steatit - Mg3Si4O10(OH)2 Argillite
wird häufig auch Calumet genannt. Dies ist kein Wort aus einem
Indianerdialekt, sondern leitet seine Herkunft von dem französischen
>chalumet< her, und dies wiederum stammt vom lateinischen >calamus<
= Rohr; Schilfrohr) ab. Französische Missionare, vermutlich waren
es Jesuiten, wendeten dies Wort für die langrohrigen Pfeifen der
Indianer an. Die Lakota-Indianer nannten die Pfeife >chanupa<
= reed und dies hat die gleiche Bedeutung wie calamus, bei den Delaware
wurde sie Hobowakan genannt. Die nähere Bedeutung dieses Wortes
konnte ich allerdings nicht herausfinden. Eine alte Indianerlegende erzählt uns wie der Große Geist einst die Pfeife den Indianern brachte: Vor sehr langer Zeit rief der Große Geist Wakan Tanka alle Indianerstämme zu den Felsen aus denen der Pfeifenstein gebrochen wurde. Er stand auf einem Felsvorsprung und brach ein Stück des roten Steins aus der Wand heraus und machte daraus eine riesengroße Pfeife. Wakan Tanka rauchte sie, blies den Rauch über die versammelten Stämme zuerst nach Norden, nach Süden, nach Osten und Westen. Dann sagte er zu ihnen, dass dieser Stein rot sei wie das Blut in ihren Adern und dass er ihr Fleisch sei. Aus diesem Stein sollten sie von nun an ihre Friedenspfeifen fertigen, der Stein sollte allen Stämmen gehören und auf dem Boden des Steinbruchs dürften keine Waffen erhoben werden, heilig sei dieser Ort, heilig und unverletzlich. Dann blies er nochmals den Rauch seiner Pfeife über die Stämme hinweg und der Große Geist verschwand in einer Wolke. Oder mit den poetischen Versen von Henry Wadsworth Longfellow
(1807-1882) aus der Dichtung >Song of Hiawatha<
Breathed upon the neighboring forest, Quelle: http://etext.lib.virginia.edu/toc/modeng/public/LonHiaw.html Eine Legende der Lakota-Indianer lässt White Buffalo Calf Woman das Heilige Bündel welches die Friedenspfeife enthält zu den Menschen bringen. Das Calumet war bei allen Indianerstämmen ein heiliger Gegenstand
der seinem Träger in feindlichen Gebieten Schutz gewährleistete,
der bei Verhandlungen und Vertragsabschlüssen in sicherlich feierlichen
Zeremonien als Bekräftigung verwendet wurde und der bei kultischen
oder religiösen Handlungen eine sehr große und tragende Rolle
als Mittler zwischen dem Dies-und Jenseits spielte. Mit dem Rauch, der
aus den Pfeifenkopf stieg, wurden die Geister um Erfolg bei der Jagd
angefleht, die Götter geehrt und Bitten oder Wünsche an die
Unsichtbaren übermittelt. Mit dem feierlichen Rauchen der Pfeife
wurde Frieden geschlossen und besiegelt der oftmals allerdings nicht
lange hielt. In der Indianer-Literatur wird oftmals der Anschein erweckt, als sei
das Calumet ursprünglich nur ein reich verzierter Stab gewesen.
Irgendwann wurde dann auf diesen Stab ein Pfeifenkopf gesetzt und das
Calumet bzw. die sogenannte Friedenspfeife war geboren und wurde sehr
bald von den meisten Indianerstämmen übernommen. "Die Störung des indianischen Lebens durch die Ankunft
der Europäer führte zu einem Traditionsverfall, und in der
Zeit als Catlin den Steinbruch besuchte , war die Klage zu hören,
die Waffenruhe sei gebrochen worden, die Dakota- Indianer hätten
den Steinbruch für sich erobert und viele Stämme könnten
den rituellen Stein nicht mehr bekommen. Das erklärt vielleicht,
warum zur Zeit als die amerikanischen Völkerkundler die Omaha-Indianer
beobachteten, deren Friedenspfeifen keine Köpfe hatten, und warum
ein von Catlin gemalter Medizinmann, der die Mandan-Pfeifen in Verwahrung
hatte, nur die Pfeifenstiele bei sich trägt. Andrerseits ist zu
bedenken, das nur der Pfeifenstiel die kennzeichnenden Embleme trug,
während der rote Pfeifenkopf relativ schlicht war, und somit der
Stiel ganz natürlich zum Symbol der ganzen Pfeife wurde; eine andere
Erklärung wäre, dass der Kopf sich leicht vom Stiel löste
und somit des öfteren verloren ging.
Im Bezug auf >relativ schlicht< wie A. Dunhill anführt,
irrt er aber: Es gibt durchaus Catlinit-Pfeifenköpfe mit sehr kunstvoll
geschnitzten Tierfiguren die vermutlich Totemtiere des Stammes darstellen
und sicherlich als Calumet -Pfeifenköpfe anzusprechen sind. Die Herstellung einer Friedenspfeife war nicht ganz einfach und erforderte
einige Arbeitsgänge. Nachdem der Stein gebrochen war, musste er
mit den Feuersteingeräten (Metall war bis zum Eintreffen der Europäer
unbekannt) in Form gebracht werden, dies erforderte ein gewisses Maß
an handwerklichen und künstlerischen Geschick. Dann wurde mit einem
kräftigen Hartholzast der Brennraum und das Loch für den Holm
ausgebohrt. Ein Aststück der Esche, Eiche oder Hickory diente als
Stiel der bis zu 150cm lang sein konnte. Er wurde in der Mitte gespalten,
das Mark herausgelöst und dann die zwei Asthälften mit Hilfe
eines Leimes aus Büffelkuhhufen zusammengeklebt. Der Pfeifenkopf
bekam zu guter letzt eine Politur aus Bienenwachs die ihn auf Hochglanz
brachte. Als letzter Schritt wurde dann der Pfeifenstiel mit den schon
weiter oben erwähnten Gegenständen geschmückt.
Eine dieser Riten war der bei vielen Stämmen (bei denen an der Atlantikküste, im Gebiet der Großen Seen und bei den Präriestämmen) verbreitete Calumet Tanz, der offensichtlich den europäischen Missionaren ein Dorn im Auge war: Ihn wollen wir als Beispiel betrachten. "Among their great ceremonies was the noted Calumet dance,
the special aversion of the missionaries, which spread from the Illinois
to all the tribes of the central region." Der Calumet Dance der Illinois-Indianer z.B. war eine sehr wichtige
Zeremonie um den Frieden mit anderen Stämmen zu verstärken,
um sich für einen Krieg vorzubereiten oder um ein anderes heraustragendes
Fest den würdigen Rahmen zu geben. Bei diesem Tanz bilden alle
Teilnehmer um eine große bemalte Matte einen Kreis, der Haupttänzer
tanzt in der Mitte mit dem Calumet, dazu wird die Trommel geschlagen
und Lieder ertönten. Frauen beteiligten sich nicht am Tanz sie
waren aber als Sängerinnen aktiv am Geschehen beteiligt. Unter der unten stehenden URL kann der interessierte Leser die Melodie
eines Calumet Tanzes einsehen, sie wurde von dem französischen
Missionar Jacques Marquette 1673 aufgeschrieben. Ein Teilnehmer der Franklin Expedition zum Nordpolarmeer (1819-1822) machte bei den Cree-Indianern in Kanada aufschlußreiche Beobachtungen bei einer Opferzeremonie vor einem Götzenbild das in einer Schwitzhütte stand: "Nach einer Anrufung des Gottes nahm der betreffende Indianer
eine Pfeife, die mit einer Mischung aus Tabak und den Blättern
der Bärentraube gestopft war, hielt sie an der Stielmitte horizontal
über die heißen Steine und drehte sie langsam, dem Lauf der
Sonne folgend, im Kreis. Mit großer Feierlichkeit wurde das Mundstück
dann einige Sekunden an das Gesicht des Götzenbildes gehalten,
ein zweites Mal über den heißen Steinen gedreht, dann der
Erde dargeboten und anschließend mit der gleichen Feierlichkeit
in die vier Himmelsrichtungen gehalten; dann nahm der Indianer, der
das Ritual leitete, ein paar Züge aus dem Kalumet, reichte es seinem
linken Nachbarn, und dieser reichte es feierlich im Kreis der Versammelten
weiter. Wenn der Tabak nach einigen Runden aufgebraucht war, trug der
Jäger dem Gott nochmals seine dringenden Biten vor."
Zu Ehren des Großen Geistes Wakan Tanka gab es bei den Teton-Indianern ein heiliges Pfeifenritual. Wurde das Calumet geraucht dann bewahrten die Indianer die Asche auf, und trugen sie zu einem bestimmten Zeitpunkt auf einen hohen Berg von dessen Gipfel sie dann in alle Winde zerstreut wurde. Der Harney Peak in den geheiligten Black Hills war für die Teton der Mittelpunkt der Welt (Paha Sapa) und wurde für dieses Ritual bevorzugt. Die Kriegspfeife Als Gegenstück zur Friedenspfeife hatten die Indianer Nordamerikas
auch eine Kriegspfeife in Gebrauch. Im Internet fand ich dazu einen
interessanten Hinweis: Wenn dies nun tatsächlich bei einigen Indianerstämmen der Fall war dann wäre hier ein Dualismus vorhanden wie er größer nicht sein könnte. Auf der einen Seite hätten wir dann die Pfeife des Friedens mit all ihren friedensbringenden Eigenschaften und auf der anderen Seite wäre die gleiche Pfeife in Gebrauch um Tot und Sterben zu sanktionieren. Irgendwie versteh ich dies nicht. Die Natchez-Indianer hatten zwei heilige Pfeifen in Gebrauch: Die Friedenspfeife und die Kriegspfeife. Letztere hatte die gleiche Form wie die Pfeife die dem Frieden diente war aber mit der Haut und den Federn vom Hals eines Truthahn Bussards (Truthahngeier) geschmückt. Am Stiel trug sie einen Fächer und Quasten aus rotgefärbten Flamingofedern. Die Rotfärbung sollte mit großer Wahrscheinlichkeit das Blut symbolisieren dass beim bevorstehenden Kampf vergossen wird. Die Kriegspfeife der Pawnee-Indianer war ebenfalls mit roten Federn geschmückt und wurde reihum geraucht bevor die Krieger in den Kampf zogen. Wenn Cheyenne-Indianer auf den Kriegspfad gehen wollten füllten sie die Kriegspfeife mit Tabak, zündeten sie aber nicht an und brachten sie dem Medizinmann oder Schamanen, nahm er sie an so war der Weg für einen Kriegszug frei. Bevor die Chickasawa-Indianer in den Krieg zogen feierten sie einige Tage vorher ein großes Fest, dabei wurde reichlich gegessen und der Kriegstanz von den Kriegern ausgeführt. Ein besonders tapferer Krieger hielt während des Festes eine Rede in der er die Taten der Vorfahren schilderte, dann wurde die Kriegspfeife mit Kinnikinnik der aus Sumac und Tabak bestand gefüllt, angezündet und der Reihe nach von den Beteiligten geraucht.
wird gelegentlich in der Literatur als Kriegspfeife bezeichnet, es
steht zu vermuten dass diese Pfeife wegen ihrer doppelten Anwendungsmöglichkeit
als War Pipe verwendet wurde.
Tomahawk ist ein Ableitung aus dem Algonkinwort >tamahak oder tamahakan<
das soviel wie >Keule aber auch Beil oder Axt< bedeutet. Die frühen
Tomahawks waren einfache Keulen mit einen Steinknauf oder einer Feuersteinklinge,
Werkzeug und zugleich gefährliche Nahkampfwaffe mit denen die Kämpfenden
aufeinander einschlugen. Die frühesten Tomahawkpfeifen stammen aus dem 18. Jahrhundert und wurden zuerst in Europa von französischen und englischen Schmieden hergestellt, nach Amerika verschifft und dort in den Handel gebracht. Dies geschah nicht ohne tieferen Hintergrund erhofften doch Franzosen und Engländer in ihrem Kampf um die Vormachtstellung in der Neuen Welt durch diesen (sehr lukrativen) Handel Bündnisse mit den Eingeborenen abschließen zu können.
Bild 84 zeigt oben einen gewöhnlichen Tomahawk (Missouri war axe).
In der Mitte ist ein französischer Pipe Tomahawk mit einem Monogramm
von König Louis IV (dem Sonnenkönig) versehen. Dieses prachtvolle
Exemplar wurde 1927 in Lima (Powerhouse Site), Livingston County/New
York ausgegraben. Die Pfeife darunter stammt ebenfalls aus einer französischen
Werkstatt und wurde 1911 in Madison, Wisconsin bei einer archäologischen
Ausgrabung gefunden. Der untere Tomahawk wird in das Jahr 1760 datiert,
die Altersbestimmung des Mittleren ist unsicher, auf alle Fälle
aber vor 1800. Die große Missouri Kriegsaxt entstand zwischen
1760 und 1790. "Some people think the expression bury the hatchet came from an Indian custom of burying a tomahawk to pledge peace. However, many scholars doubt that the Indians ever had such a custom."Quelle: http://www.american-native-art.com/publication/tomahawk.html Nun sind wir am Ende von Teil 3 angelangt. Bilder-Nachweis Bild 68 Bild 69 Bild 70 Bild 71 Bild 72 Bild 73 Bild 74 Bild 75 Bild 76 Bild 77 Bild 78 Bild 79 Bild 80 Bild 81 Bild 82 Bild 83 Bild 84 Bild 85 Bild 86
Tabak Pipestone
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